2016-11-01 11:54:00

Abendmahls-Frage: Kardinal Koch plädiert für Differenzierung


In der Frage einer möglichen Abendmahlsgemeinschaft von Lutheranern und Katholiken wird es keinen schnellen Durchbruch geben. Das hat der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kardinal Kurt Koch am Montag vor Journalisten in Schweden klargestellt. Im Kontext der Papstreise in Schweden rief Koch dazu auf, die Frage des gemeinsamen Abendmahls für gemischtkonfessionelle Ehepartner gesondert von der großen Frage der Einheit der Christenheit zu behandeln.

„Wir müssen ganz klar zwischen der eucharistischen Gastfreundschaft und der eucharistischen Gemeinschaft unterscheiden. Für uns Katholiken ist die eucharistische Gemeinschaft das Ziel des ökumenischen Wegs, denn für uns bedeutet dies das sichtbare Zeichen der kirchlichen Einheit. Bei der eucharistischen Gastfreundschaft geht es um etwas anderes: Das betrifft gemischtkonfessionelle Ehen und da geht es also um eine pastorale Frage. Das betrifft konkrete Einzelfälle. Diese Frage müssen wir aber gemeinsam angehen, also zwischen Lutheranern und Katholiken. Es gibt also keine allgemeine Antwort darauf. Da ist die Verantwortung der Ortskirche gefragt.“

In der Ökumenischen Erklärung von Lund, die Papst und Spitzen des Lutherischen Weltbundes am Montag in der Kathedrale der schwedischen Stadt unterzeichneten, wird das Problem zwar beim Namen genannt. So ist die Rede von einer „gemeinsamen pastoralen Verantwortung“ beider Konfessionen, „dem geistlichen Hunger und Durst unserer Menschen, eins zu sein in Christus, zu begegnen“. Auch ist von der „Sehnsucht“ vieler Gläubigen die Rede, „die Eucharistie in einem Mahl zu empfangen“, und zwar als „konkreter Ausdruck der vollen Einheit“. Konkrete Vereinbarungen zu einer gegenseitigen Teilhabe am Abendmahl – also ganz praktisch etwa in Form einer eucharistischen Gastfreundschaft – wurden auf der Papstreise nach Schweden allerdings nicht getroffen. 

Kardinal Koch ging am Montag vor den Journalisten weiter auf die Ökumenische Begegnung im Stadion von Malmö ein. Für den vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen hat vor allem ein Satz des Papstes in Malmö „viele Herzen berührt“. Als Franziskus am Montagnachmittag bei der Ökumenischen Begegnung in der Arena der schwedischen Stadt – abweichend vom Redemanuskript – von der „Revolution der Zärtlichkeit“ sprach, sei dies positiv aufgenommen worden, stellte der Schweizer Kurienkardinal fest. 

„Die Ökumene ist ein großes Herzensanliegen des Papstes“, sagte Koch am Montag nach den Feiern im Gespräch mit Radio Vatikan. „Der Heilige Vater will die Einheit zwischen den Christen fördern. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, dass er der Einladung der Lutheraner, nach Schweden zu kommen, gefolgt ist. Es geht um das Gedenken der Reformation. Jeder sah, dass der Papst sehr glücklich ist, hier in Schweden zu sein. Auch sah man, wie er immer aufmerksam zuhörte, wie beispielsweise bei den Zeugnissen einiger Christen aus aller Welt. Er hat klare Antworten gegeben und alle dazu ermuntert, vorwärts zu gehen, keine Angst zu haben und die Herausforderungen mit Mut anzugehen.“

Vatikansprecher Greg Burke pflichtete den Worten des Ökumene-Kardinals bei. „Es war eine sehr anstrengende Reise, aber auch eine sehr schöne. Ohne Zweifel war es einer der schönsten Momente! Der Papst hat sich sehr an das Redemanuskript gehalten, außer als er am Montagnachmittag von der Revolution der Zärtlichkeit sprach. Er selber fühlte sich durch das Zeugnis einer Frau berührt, die über ,Verrücktheit´ sprach, und der Papst sagte daraufhin: Ja, dies ist die Verrücktheit jener, die Jesus Christus lieben.“

(rv 01.11.2016 mg/pr)








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