2016-10-29 08:46:00

Unser Buchtipp: Kulturerbe Psalmen – Gebete der Menschheit


Kulturerbe Psalmen – Gebete der Menschheit. In der Reihe: Welt und Umwelt der Bibel, 4/2016, Katholisches Bibelwerk, Euro 11.30,-

Es ist eine ausgesprochen seltene Tonaufnahme: Sie stammt von der BBC, aus dem Jahr 1939. Nach über 3.000 Jahren des Schweigens erklingen hier die Trompeten, die die Archäologen im Grab des Pharaos Tutanchamun gefunden haben. Die Kupfertrompete hat ein Innenteil aus Holz, dessen Trichter als Lotuspflanze gestaltet ist.

Nun findet sich aber in den Psalmen der Bibel viermal die Angabe: „nach Lotus-Art“. Etwa bei Psalm 44: „Wach auf! Warum schläfst du, Herr? Erwache! Verstoß nicht auf ewig!“ Was liegt da näher als der Verdacht, dass ein solcher Psalm im Israel des Zweiten Tempels mit einer Trompete nach Art des Tutanchamun begleitet worden ist?

Das ist nur eine der ausgesprochen spannenden Erkenntnisse, die uns das neue Themenheft von „Welt und Umwelt der Bibel“ des Katholischen Bibelwerks zum Thema Psalmen verschafft. Wir lernen vieles über diese jahrtausendealten Gebete, die Juden und Christen gemeinsam haben: Zum Beispiel, dass es auch im Buch Exodus oder im Neuen Testament psalmenähnliche Lieder gibt, ja sogar außerhalb der Bibel. Oder dass über ein Drittel (!) der alttestamentlichen Zitate des Neuen Testaments aus den Psalmen stammen. Sie müssen für das Lebensgefühl Jesu und seiner Jünger sehr wichtig gewesen sein; in allen vier Evangelien stirbt Jesus mit einem Psalmwort auf den Lippen.

Das Themenheft untersucht u.a., wie die Psalmen auch zum Gebetbuch der Christen geworden sind. Oder inwiefern sie mit Hymnen und Gebeten anderer Völker in der Umwelt Israels zusammenhängen. Da gibt es übrigens wieder eine Piste nach Ägypten: Psalm 104 hat starke Anklänge an einen Hymnus aus der Zeit des Pharaos Echnaton, des Vaters von Tutanchamun...

Der hochinteressante Einblick in die Welt der Psalmen wird, wie üblich, abgerundet durch Berichte über neue Forschungen im Heiligen Land; ein Essay stellt ausführlich die historische Restaurierung des „Heiligen Grabes“ in der Jerusalemer Grabes- und Auferstehungskirche vor.

(rv 22.10.2016 sk)








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