2016-10-28 00:02:00

Vatikan/D: Mehr tun gegen Menschenhandel


Im Kampf gegen Menschenhandel will die katholische Kirche in Deutschland ihre Zusammenarbeit mit der Polizei ausbauen und ihre Auslands-Seelsorger mehr für das Thema sensibilisieren. Das sagte Erzbischof Stefan Heße von Hamburg, der am zweitägigen Symposion der sogenannten „Santa-Marta-Gruppe“ im Vatikan als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz teilnahm. Heße zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Gruppe, die vor zwei Jahren auf direkte Anregung von Papst Franziskus entstanden ist und sich auf innovative Weise dem Kampf gegen Menschenhandel verschrieben hat: Die „Santa-Marta-Gruppe“ vereint in ihrem Anliegen Polizeichefs, Bischöfe und Ordensfrauen, die der modernen Sklaverei mit vereinten Kräften entgegentreten wollen.

„Die Kirche kommt ja durch ihre Arbeit in den fremdsprachigen Missionen und über Ordensfrauen konkret mit den Opfern des Menschenhandelns in Berührung, und die Polizei will sich nicht auf Strafverfolgung beschränken, sondern präventiv tätig werden, sodass es eine gute Mischung ist, diese beiden Akteure miteinander zu verbinden - und das belegten die Erfahrungsberichte“, sagte Heße vor Journalisten in Rom.

Für das künftige Engagement der Kirche gegen Menschenhandel seien für ihn zwei Dinge entscheidend. „Zum einen, dass wir die Arbeit mit der Polizei intensivieren werden. Deswegen bin ich froh, dass wir während der Konferenz genügend Gelegenheit hatten, darüber zu sprechen, Vertreter des Bundeskriminalamtes, die da sehr professionell herangehen, und Referenten der Bischofskonferenz. Das müssen wir vertiefen und wir müssen schauen, wo es da konkrete Maßnahmen geben kann und wo wir das verstärken können. Ich glaube, dass wir aber auch operativ innerkirchlich noch stärker werden können. Etwa im Bereich der großen Arbeit, die Caritas und Ordensfrauen schon machen. Zweitens: Da ich ja jetzt die Migrationskommission (der Deutschen Bischofskonferenz) übernommen habe, müssten wir auch versuchen, unsere Seelsorger für die fremdsprachigen Missionen, die ja viel näher am Schicksal dieser Menschen daran sind, stärker für das Thema zu erwärmen, und mit ihnen überlegen: Welche Rolle spielt das in euren Gemeinden, welche Erfahrungen macht ihr da, und wie können wir den Menschen helfen?“

Katholische Ordensfrauen haben schon seit längerer Zeit internationale Netzwerke gebildet, um den Opfern von Menschenhandel besser beizustehen und ihnen eine Chance auf eine bessere Zukunft zu geben. Erzbischof Heße würdigt das Engagement und das Fingerspitzengefühl  der Schwestern:

„Ich glaube, dass die Ordensfrauen hier besondere Chancen haben. Man muss ja sagen, dass der Menschenhandel im Wesentlichen weiblich und jung ist. Ordensfrauen können oft eine besondere Nähe zu diesen Menschen aufbauen, sie sind an diesen Brennpunkten häufig ohnehin schon dran und können vielleicht noch stärker hineingehen. Und ich glaube, dass die Ordensfrauen auch eine andere Sensibilität an den Tag legen, als Männer das tun. Das ganze Feld des Menschenhandels kann man nur mit hoher Sensibilität versuchen zu beackern, deswegen sind die Ordensfrauen an der Not der Zeit konkret dran, und ich bin dankbar dafür, dass sie sich davon herausrufen lassen und dorthin gehen, wo die Not wirklich groß ist.“

Bei der Konferenz der Santa Marta-Gruppe berieten rund 130 Personen im Vatikan über opferzentrierte Strategien gegen Menschenhandel. Erzbischof Heße nahm als Vorsitzender der Migrationskommission und Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen der Bischofskonferenz an der Tagung teil. Laut dem „Global Slavery Index 2016“ leben weltweit derzeit mehr als 45 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Darunter fallen verschiedene Formen des Menschenhandels, der Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Zwangsprostitution. Papst Franziskus hat den Kampf gegen Menschenhandel und andere Formen der Sklaverei zu einem Schwerpunktthema erhoben. 

(rv 27.10.2016 gs)








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