2016-10-27 14:12:00

Tschechien: Bischöfe boykottieren Nationalfeier


Die Kirche in der Tschechischen Republik geht auf Distanz zu den Nationalfeiertags-Feiern am Freitag in der Prager Burg. Mehrere katholische Würdenträger Tschechiens werden nicht an der Festveranstaltung zum Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei teilnehmen. Hintergrund ist ein Streit um die Nicht-Auszeichnung eines Holocaust-Überlebenden durch Staatspräsident Milos Zeman. Dessen Kanzlei hatte den in Kanada lebenden Tschechen Jiri Brady in letzter Minute von der Nominierungsliste für den Tomas-Masaryk-Orden gestrichen. Dies erklärte Kulturminister Daniel Herman, der ein Neffe Bradys ist.

Herman hatte in dieser Woche – zum Missfallen Zemans – den Dalai Lama in seinem Ministerium empfangen. Nun wird über einen „Racheakt“ des Präsidenten spekuliert, dem an guten Wirtschaftsbeziehungen mit der Volksrepublik China gelegen ist. Vor dem Hintergrund der offenbar vereitelten Auszeichnung in Prag haben bereits zahlreiche tschechische Politiker angekündigt, nicht an der alljährlichen Festveranstaltung teilzunehmen. Dem Boykott schlossen sich auch mehrere Universitätsrektoren sowie viele Künstler und Geistliche an.

Als Entgelt für die verweigerte Auszeichnung durch das Staatsoberhaupt überreichte Premierminister Bohuslav Sobotka am Donnerstag im tschechischen Nationalrat Jiri Brady den Karel-Kramar-Orden. Die Prager Bürgermeisterin Adriana Krnacova hat dem 88-jährigen Holocaustzeugen bereits einen Schlüssel der Stadt Prag überreicht, so wie sie im März dem chinesischen Präsidenten einen übergeben hatte.

(kap 27.10.2016 ah)








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