2016-10-24 10:46:00

Papstmesse: „Wer streng ist, heuchelt oder ist krank“


„Die Strengen sind nicht frei, sondern sie sind Sklaven: Sklaven des Gesetzes.“ Das sagte Papst Franziskus an diesem Montag bei seiner Frühmesse im Vatikan. Er kommentierte das Tagesevangelium nach Lukas, in dem Jesus am Sabbat eine Frau heilt und sich dafür den Zorn des Synagogenvorstehers zuzieht. Gottes Gesetz sei „nicht dazu gemacht, damit wir Sklaven werden, sondern damit wir frei werden“, so der Papst.

„Hinter der Strenge versteckt sich etwas im Leben eines Menschen. Die Strenge ist keine Gabe Gottes. Die Milde sehr wohl; auch die Güte, das Wohlwollen, auch das Vergeben. Aber die Strenge nicht! Hinter der Strenge versteckt sich immer etwas; in vielen Fällen ist das ein Doppelleben, aber da ist auch etwas Krankhaftes. Wie sehr leiden doch die Strengen! Wenn sie ehrlich sind, dann merken sie, dass sie leiden. Weil es ihnen nicht gelingt, die Freiheit der Kinder Gottes zu haben. Weil sie nicht wissen, wie man im Gesetz des Herrn voranschreitet. Weil sie nicht selig sind. Sie leiden so sehr! Sie scheinen nach außen gut zu sein, weil sie das Gesetz befolgen; aber dahinter steckt etwas, das dafür sorgt, dass sie nicht gut sind. Entweder sind sie bösartig und heuchlerisch, oder sie sind krank. Sie leiden...“

Der Papst schlug einen Bogen zu seinem Lieblingsgleichnis vom verlorenen Sohn, das sich ebenfalls im Lukas-Evangelium findet. Der große Bruder des Heimgekehrten schimpfe auf den Vater, weil dieser so gütig gegenüber dem verlorenen Sohn sei. Die Einstellung dieses großen Bruders lasse erkennen, was hinter einer gewissen Art von Gutsein stecke: „der Hochmut, sich für gerecht zu halten“.

Der verlorene Sohn

„Hinter diesem Gutes-tun steckt der Hochmut. Dieser verlorene Sohn wußte, dass er einen Vater hatte, und kehrte im dunkelsten Moment seines Lebens zurück zum Vater; doch der große Bruder sah in seinem Vater nur einen Chef, er hatte ihn gefühlsmäßig nie als Vater anerkannt. Er war ein Strenger: Er ging mit Strenge im Gesetz voran. Der andere Bruder hatte das Gesetz missachtet, er war ohne, ja gegen das Gesetz vorgegangen – aber in einem bestimmten Moment hatte er an den Vater gedacht und war umgekehrt. Und ihm war vergeben worden. Es ist nicht leicht, im Gesetz des Herrn voranzugehen, ohne in Strenge zu verfallen.“

Franziskus schloss seine Predigt mit einem Gebet. „Bitten wir den Herrn für unsere Brüder und Schwestern, die glauben, dass sie streng werden müssen, um im Gesetz des Herrn voranzuschreiten. Möge der Herr sie spüren lassen, dass er Vater ist und dass ihm die Barmherzigkeit gefällt, die Zärtlichkeit, die Güte, die Milde, die Demut. Und uns alle lehre er, mit solchen Einstellungen im Gesetz des Herrn voranzuschreiten.“

(rv 24.10.2016 sk)








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