2016-10-22 11:43:00

Franziskus: Zuhören ist eine Form von Barmherzigkeit


Zuhören, zuhören, zuhören, auch wenn der andere anders denkt als man selbst: Diesen Rat gibt Papst Franziskus jenen, die sich ein besseres Zusammenleben im Zeichen des Respekts wünschen. Den anderen zu unterbrechen, ihm seine Meinung aufzudrängen und ihn anzublaffen sei eine Form von Aggression, wie Franziskus sagte. Zuhören, das Gesagte aufnehmen, nachdenken und dann antworten, kurz, echter Dialog - das sei ein wichtiger Aspekt der Barmherzigkeit. Franziskus äußerte sich vor Pilgern und Besuchern, die ihm bei einer Sonderaudienz im Rahmen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit in Rom zuhörten.

Ausgangspunkt der Betrachtung war die Begegnung von Jesus mit einer Samariterin, wie der Evangelist Johannes sie erzählt. Jesus habe dieser Frau, „einer großen Sünderin“, zugestanden, sich auszudrücken: „Er ließ sie ausreden, und er ist Schritt für Schritt ins Geheimnis ihres Lebens eingetreten. Diese Lehre gilt auch für uns.“

Heute wird ja so viel gebrüllt...

„Dialog erlaubt es den Menschen, einander kennenzulernen und die Bedürfnisse des anderen zu verstehen“, sagte Franziskus. Darüber hinaus schaffe echter Dialog die Grundlage dafür, den anderen als „Geschenk Gottes“ zu betrachten. „Wie oft hören wir jemandem zu, unterbrechen ihn und sagen: Nein! Nein! So ist das nicht!, und wir lassen es nicht zu, dass der andere zu Ende erklärt, wie er das meint. Das verhindert den Dialog: Das ist Aggression.“ Echter Dialog hingegen brauche Momente der Stille, „in denen man die außerordentliche Gabe der Gegenwart Gottes“ im anderen erkennen könne.

Überall brauche es einen solchen Umgang miteinander, fuhr der Papst fort: in den Familien, in den Dörfern und Stadtvierteln, in den Schulen, am Arbeitsplatz, „zwischen Arbeitern und Chefs, um die Bedürfnisse der Arbeit zu entdecken“. Respektvolles, demütiges Zuhören verhindere auch, dass einzelne sich isolierten „und sich in ihrer eigenen kleinen Welt einschließen“. „Wenn ich nicht zulasse, dass der andere alles sagt, was er auf dem Herzen hat, und ihn stattdessen anbrülle – heute wird ja so viel gebrüllt - , dann wird das zu keiner guten Beziehung führen, zwischen Ehemann und Ehefrau, zwischen Eltern und Kindern. Zuhören, erklären, mit Sanftmut, den anderen nicht anblaffen, nicht brüllen: offenes Herz“, griff der Papst einen Gedanken aus seiner Morgenpredigt von diesem Freitag auf.

An der Jubiläumsaudienz nahmen etliche Hundert Kirchenchöre und Musikkapellen aus aller Welt teil, die sich in diesen Tagen zum "Jubiläum der Chöre" in Rom versammeln.

(rv 22.10.2016 gs)








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