2016-10-20 11:36:00

Heiliges Land: Ökumenische Wallfahrt macht Hoffnung


Oft sagt man über Ökumene: An der Basis ist alles geklärt, eigentlich müssen sich nur noch die Kirchen einigen. Ganz so einfach ist das aber nicht, erklärt Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg, der Ökumene-Bischof der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Gemeinsam mit acht weiteren katholischen und neun evangelischen Bischöfen bzw. Bischöfinnen pilgert er durch das Heilige Land.

Eine Woche dauert die ökumenische Wallfahrt, die auch als Auftakt zum gemeinsamen Reformationsjubiläum gedacht ist. „Ich verbinde damit keine Forderung, sondern ich wünsche und hoffe, dass diese Reise etwas bewirkt. Bei uns Teilnehmern hat sie schon was bewirkt. Wir sind uns menschlich näher gekommen, es ist eine Vertrauensbasis entstanden. Wir können über alle Themen reden, obwohl wir gar nicht so viel Zeit haben, über alles zu reden. Aber ich spüre, dass da auch geistlich sich etwas bewegt, wenn wir miteinander Gottesdienst feiern, wenn wir unsere biblischen Betrachtungen halten, dann ist es fast egal ob jemand katholisch oder evangelisch ist.“

Kritische Punkte und gute Atmosphäre

Ganz so egal ist es dann doch nicht und das weiß auch Bischof Feige zu gut aus seiner Erfahrung als Vorsitzender der Ökumene-Kommission der DBK. Kritische Punkte sind vor allem das Verständnis des Amtes oder das gemeinsame Abendmahl. „Ich bin mit genügend Leuten im Gespräch, ich weiß um die Probleme, ich weiß um die Befindlichkeiten, um die Sehnsüchte und Wünsche. Die zwischenkirchlichen Beziehungen sind aber eine komplexe und komplizierte Wirklichkeit. Manches geht tatsächlich nicht so einfach. Und ich bin auch der Meinung, dass die Behauptung nicht so stimmt, dass an der Basis alles schon geklärt und einig ist und nur noch – wie es manchmal heißt – die Amtskirche das verhindert. Wir sind insgesamt Kirche und die Wirklichkeit ist sehr vielfältig. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Es gibt ökumenisch aufgeschlossen und engagierte Christen, es gibt aber auch andere, die sich dieser Entwicklung verweigern oder skeptisch gegenüber stehen.“ Deswegen soll man sich nicht an speziellen festbeißen, sondern vielmehr das große Ganze sehen und daran arbeiten.

„Uns verbindet mehr, als uns voneinander trennt,“ davon ist Bischof Feige überzeugt. Und genau auf dieser Basis müsse und soll man nun zu neuen Lösungen kommen, auch im Hinblick auf das Reformationsjubiläum. „Ich wünschte, dass auch viele Katholiken einen deutlich positveren Zugang zu 2017 bekommen, und dass evangelischer Seits auch verstanden wird, dass wir bislang manche Vorbehalte gegen eine Feier des 500-jährigen Reformationsjubiläum hatten, dass wir uns auch erst einmal damit auseinandersetzen mussten, wie sehr uns das als katholische Kirche betrifft.“ Beide Seiten hätten inzwischen erkannt, dass es sowohl positive Folgen, aber auch negative Folgen der Reformation gab. Daran arbeite man nun gemeinsam, um Wunden zu heilen, wie Feige versichert.

Neue Lösungen

Nach einer halben Woche im Heiligen Land auf einer einmaligen ökumenischen Wallfahrt zieht Bischof Feige Bilanz, geht Ökumene? „Ja, ganz selbstverständich. Das betrifft nicht nur die beiden Vorsitzenden, die sich hervorragend verstehen, sondern es betrifft auch weitere Kreise. Ich muss sagen, was ich bisher in den Tagen erfahren haben bei den Mitgliedern der Delegation der EKD und der DBK, das stimmt sehr hoffnungsvoll.“

Am Donnerstag haben die evangelischen und katholische Bischöfe gemeinsam die Jerusalemer Altstadt besucht. Auf dem Programm standen unter anderem Besuche des Tempelbergs mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee sowie der Klagemauer. Zudem traf die Delegation mit Vertretern der islamischen Wakf-Behörde und Rabbinern zusammen. Am Samstag endet diese einmalige Wallfahrt in Jerusalem mit einem Gottesdienst unter Leitung der Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

(katholisch.de/kna 20.10.2016 pdy)








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