2016-10-19 11:10:00

Generalaudienz: Glaube ohne Werke der Hilfe ist sinnlos


Armut ist nicht etwas Abstraktes, jeder Mensch reagiert emotional auf den Anblick konkreter Armut. Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz an diesem Mittwoch sprach Papst Franziskus einmal mehr über die Werke der Barmherzigkeit.

Wohlstand könne zu einer Art von Blindheit führen, so Franziskus: „Wenn du die Armut in ihrem fleischlichen Ausdruck in einem Mann, einer Frau oder einem Kind siehst, dann weckt das etwas in uns“, so der Papst. Deshalb schauten viele oftmals weg, wenn sie armen und bedürftigen Menschen begegneten. „Da gibt es diese Gewohnheit, von den Bedürftigen zu flüchten, sich ihnen nicht zu nähern oder die Realität der Armen schön zu reden. Und so entfernen wir uns von dieser Wirklichkeit. Es fehlt jeglicher Bezug zwischen mir und dem Armen.“ Und wer doch den Mut habe, sich Armen zu nähern, werde dann oftmals als ein Verrückter bezeichnet.

Der christliche Glaube jedoch sei tot, wenn er keine Werke der Barmherzigkeit vorzuweisen habe, fuhr Franziskus fort. Die Beziehung eines jeden Gläubigen zu Gott gehe aber noch weiter als die reine Hingabe, den Hungrigen und Dürstenden „ab und zu“ zu essen und zu trinken zu geben. Was noch mehr zähle, sei, „dass ich persönlich mich im täglichen Leben einsetze“. Der Papst nannte die Teilnahme an Spendenaktionen gegen den Hunger in der Welt als eine wichtige Form der Nächstenliebe.

Man könne nicht einem anderen Menschen den „Einsatz für die Armen“ delegieren. Jeder müsse konkret mithelfen. Auch gebe es keine Ausreden, ein Bedürftiger und Hilfesuchender sei immer da. Und wer nun einwendet, dass man zu wenig für andere zur Verfügung hätte, antwortete der Papst, dass das Wenige in die Hände Jesu zu legen sei und dann „voll Glauben und Vertrauen“ zu teilen.

Sein Vorgänger, Papst Benedikt XVI., habe sogar von einem „ethischen Imperativ für die Weltkirche“ gesprochen, solidarisch mit den Mitmenschen zu sein, so Franziskus. Er bezog sich auf eine Passage aus der Enzyklika „Caritas in veritate“. Darin heißt es, dass den Hungrigen zu essen zu geben den Lehren Jesu über Solidarität und Teilen entspräche. Deshalb sei es ein Recht für alle, genügend Essen und Trinken zu haben und die Grundvoraussetzung für alle anderen Rechte. Schließlich handele sich um das Grundrecht auf Leben. Deshalb sei es unerlässlich, alle an das Bewusstsein für Solidarität zu erinnern.

Papst würdigt polnischen Märtyrer

Papst Franziskus hat am Mittwoch des seliggesprochenen polnischen Priesters und Märtyrers Jerzy Popieluszko gedacht. Popieluszko habe sich persönlich für Arbeiter und ihre Familien eingesetzt und sich für Gerechtigkeit, lebenswürdige Bedingungen, Freiheit und Religionsfreiheit stark gemacht, würdigte Franziskus den Priester anlässlich dessen Todestags in seinen Grüßen an die polnischsprachigen Teilnehmer der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Jerzy Popieluszko (1947-1984) war am 19. Oktober vor 32 Jahren wegen seiner oppositionellen Haltung vom polnischen Staatssicherheitsdienst ermordet worden.

(rv 19.10.2016 mg)








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