2016-10-13 12:08:00

Papst empfängt junge ökumenische Luther-Pilger


„Wir danken Gott dafür, dass wir – Lutheraner und Katholiken – heute gemeinsam auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft unterwegs sind“: Papst Franziskus würdigte an diesem Donnerstag erneut die Ökumene mit den Reformierten, wobei das „auf dem Weg sein“ in diesem Fall ganz wörtlich gemeint war. Etwa 1.000 Jugendliche aus den Luther-Ländern Deutschlands waren in der Audienzhalle versammelt, es war der Zielpunkt ihrer Reise ‚Mit Luther zum Papst’. Mitgebracht hatten sie 95 Thesen zur Ökumene, die sie während der Reise erarbeitet hatten. Sie basieren auf die Charta Oecumenica, den „Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit in den Kirchen Deutschlands“. Die neu verfassten Thesen überreichten sie dem Papst in Buchform. Zu Beginn richtete Franziskus einige Grußworte an die Pilger, die ihn lauthals begrüßten.

„Wir haben gemeinsam bereits einen wichtigen Teil des Weges zurück gelegt“, kommentierte der Papst. Schmerz über die immer noch bestehende Trennung sei genauso dabei wie auch Freude über die wieder gefundene Geschwisterlichkeit. „Eure so zahlreiche und enthusiastische Präsenz ist ein Zeichen genau dieser Geschwisterlichkeit, und sie erfüllt uns mit Hoffnung, dass das gegenseitige Verständnis wächst.“

Der zweite Teil der Begegnung lief im Frage-Antwort-Modus ab, Papst Franziskus sprach frei. Zum Stichwort „Reform und Reformation“ bekannte Franziskus, das Voranschreiten und Reifen sei der Kirche zu jeder Zeit eingeschrieben. Außerdem sprach er über die Frage des Umgangs mit Flüchtlingen, die gerade in den neuen Bundesländern, aus denen die meisten Pilger der ökumenischen Wallfahrt kommen, eine brennende Frage ist. An diesem Donnerstag hatte der Papst auch seine Botschaft zum nächsten Weltflüchtlingstag veröffentlicht.

Papst Franziskus und eine kleine Scherzfrage auf Deutsch

Franziskus rief die jungen Katholiken und Lutheraner dazu auf, gemeinsam zu beten und gemeinsam Bedürftigen zu helfen. „Dort werden wir auch zu einer größeren Einheit finden“, so der Papst. Und mit einer überraschenden Frage-Antwort-Sequenz verabschiedete er sich von den deutschen Jugendlichen. „Ich möchte auch eine Frage stellen: Wer ist besser? Die Evangelischen oder die Katholischen?“ und auf Deutsch sagte Franziskus: „Besser sind alle zusammen. Vielen Dank!“

In seiner Rede sprach der Papst seine Reise nach Lund an, bei der er Ende diesen Monats gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund der Reformation gedenken werde, dazu gehöre dann selbstverständlich auch der Dank für 50 Jahre offiziellen Dialog. „Zu diesen Gedenken gehört als wesentlicher Teil auch der Blick in die Zukunft, auf ein gemeinsames christliches Zeugnis für die Welt von heute, die so viel Durst hat nach Gott und nach seiner Barmherzigkeit.“

Genau das fordere die Welt von den Christen: sichtbares Zeichen dieser Barmherzigkeit zu sein. „Indem wir den Bedürftigsten dienen, erfahren wir, dass wir bereits vereint sind. Die Barmherzigkeit Gottes eint uns,“ so der Papst. „Ich ermutige euch, Zeugen dieser Barmherzigkeit zu sein”, rief er die Jugendlichen auf. Im Anschluss an seine Rede wurde Papst Franziskus mit dem obligatorischen Pilgerschal bedacht. Bei dieser Wallfahrt gab es einen blauen und einen gelben, als Symbol für die beiden Konfessionen. Für Franziskus knotete man beide zusammen und legte sie ihm um den Hals: Die zusammengeknoteten Schals sollen den gemeinsamen Weg der Ökumene verdeutlichen. Zum Abschluss der Audienz stimmte Franziskus das Vater Unser auf Deutsch an und betete mit den evangelischen und katholischen Pilgern das Gebet, das alle christlichen Konfessionen vereint. Die Pilger waren im Anschluss alle noch sichtlich berührt und begeistert, nicht nur von dieser einmaligen ökumenischen Wallfahrt, sondern auch von der exklusiven Papst-Audienz.

Hintergrund

Bei der Reise „Mit Luther zum Papst“ handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Kinder- und Jugendpfarrämter der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der evangelischen Landeskirche Anhalts sowie der Arbeitsstelle für Jugendpastoral im Bistum Magdeburg. Sie findet im Rahmen der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum statt, dass in Deutschland von beiden Kirchen als „Christusfest“ gefeiert wird.

(rv 13.10.2016 ord)

 








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