2016-10-06 11:30:00

Papstmesse: „Festhalten an Gesetzen führt zur Ideologie“


Die wahre Lehre besteht nicht aus Gesetzen, die es streng zu befolgen gilt, sondern gründet auf der Offenbarung Gottes. Das betonte der Papst in seiner in dieser Woche einzigen öffentlichen Frühmesse in der Casa Santa Marta an diesem Donnerstag. Wer sich nur an Gesetze halte, verfalle leicht einer Ideologie. Stattdessen solle der Gläubige einfach nur sein Herz für den Heiligen Geist offenhalten, den Rest besorge dann Gott selbst.

In der Tageslesung (Gal 3, 1-5) gehe es um den Heiligen Geist, der ein „großes Geschenk des Vaters“ sei, so Franziskus. Der Heilige Geist sei jene Kraft, die die Kirche vorwärts bringe. Es gebe mehrere Haltungen, die man gegenüber dem Heiligen Geist einnehmen könne. Eine davon bestehe im „Galater-Stil“, gegen den Paulus sich in seinem Brief wende. Dieser Stil stelle die Gesetze über alles, sogar über Jesus.  

„Dieses Festhalten an den Gesetzen lässt den Heiligen Geist beiseite, es ignoriert ihn. Da wird die Kraft der Rettung Christi durch den Heiligen Geist aufgehalten. Man ignoriert das, denn nur das Gesetz zählt: So ist diese Haltung. Es stimmt zwar, dass es die Zehn Gebote gibt, und wir müssen uns an sie halten, aber das muss immer von der Güte des Vaters, seines Sohnes und aus dem Geschenk des Heiligen Geistes aus gemacht werden. Nur so sind die Gesetze überhaupt verständlich. Man kann nicht den Heiligen Geist und den Sohn auf die Gesetze beschränken. Das war das Problem bei den Galatern, sie ignorierten den Heiligen Geist und konnten so nicht vorwärtsgehen. Sie waren verschlossen. Auch uns können manchmal diese Versuchungen kommen.“

Es gelte gegen die innere Verschlossenheit zu kämpfen - zumal Gesetze ja durchaus etwas Attraktives hätten, wenn sie von findigen Gesetzeslehrern vorgestellt würden.

„Denn Ideologien verzaubern, und darum beginnt Paulus mit ,Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet?' Das waren eben jene, die mit Ideologien predigen. Alles, was sie sagen, ist wahr! Aber sie verblenden dennoch. Die Offenbarung Gottes ist jedoch noch klarer, und das erleben wir jeden Tag auf unserem Weg. Jene, die glauben, die ganze Wahrheit zu kennen, sind nicht dumm. Paulus findet sie noch schlimmer als dumm - er nennt sie ,unvernünftig!' Weil sie sich verblenden ließen.“

Die zweite mögliche Haltung dem Geist Gottes gegenüber, fuhr Franziskus fort, bestehe darin, den Heiligen Geist „traurig zu machen“. Das geschehe dann, wenn man sein Herz nicht öffne. Diese Haltung bringe höchstens zu „lauwarme Gläubige“ hervor. Doch in einem solchen Herzen könne der Heilige Geist nicht viel bewirken.

Die dritte Haltung hingegen bestehe darin, sein Herz ganz zu öffnen. Man müsse aber darum beten, fügte der Papst an.

„Jeder soll sich heute im Laufe des Tages einmal kurz fragen: Ignoriere ich den Heiligen Geist? Reicht es wirklich aus, nur sonntags die Messe zu besuchen oder dies oder jenes zu tun? Dann fragt euch auch: Ist euer Leben vollständig, lauwarm - oder lasst ihr die Kraft des Heiligen Geistes in eure Herzen rein?“

(rv 06.10.2016 mg)








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