2016-10-06 13:17:00

EU-Flüchtlingsbischof Zsifkovics verteidigt die Ungarn


Europas „Flüchtlingsbischof“ verteidigt Ungarns Bevölkerung vor dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit. Das gescheiterte Referendum vom Sonntag zeige, dass die Ungarn die Abschottungspolitik ihrer Regierung gegen Flüchtlinge mehrheitlich nicht teilen. Das sagte der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics im Gespräch mit Radio Vatikan.

Zsifkovics ist zugleich der Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte der COMECE, der Kommission der Bischofskonferenzen der EU; sein Bistum liegt in Ostösterreich an der Grenze zu Ungarn. Das dort abgehaltene Referendum über die Aufnahme von Flüchtlingen hatte das nötige Quorum verpasst, statt mindesten 50 Prozent gingen nur knapp 44 Prozent der Wahlberechtigten zur Abstimmung, von ihnen allerdings befürworteten 98 Prozent die Abschottungspolitik der Regierung unter Viktor Orban. „Wir müssen die Gesamtschau haben und die Zahlen in Proportion zum Gesamten sehen“, wandte Zsifkovics ein. „Und da ist eine klare Botschaft da, nämlich dass die Ungarn überwiegend diese Botschaft, diesen Weg so nicht mittragen.“ Der Bischof widerspricht damit dem ungarischen Regierungschef: Orban selbst sah sich durch das Referendum in seiner Politik bestätigt.

Zsifkovics äußerte zugleich Verständnis für jene Österreicher, die sich wegen der massiven Zuwanderung Sorgen machen. Österreich hat – im Gegensatz zu Ungarn – im vergangenen Jahr zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen, rund 90.000; das sind im Vergleich zur Bevölkerungszahl mehr Flüchtlinge als Deutschland aufgenommen hat. Danach allerdings kam es zu einem Meinungsumschwung bei der österreichischen Bevölkerung wie auch in der österreichischen Politik. Zsifkovics dazu:

„Die Bevölkerung kann dem nicht zustimmen, dass vieles unkontrolliert geschieht. Da ist jetzt die ganze EU gefordert, Gesamtlösungen zu bringen, denn sonst werden wir in diese staatlichen, nationalistischen Lösungen immer mehr verwickelt werden, und es werden immer mehr Länder ihre eigenen Zäune hochziehen und die Menschen auseinander dividieren. Ich glaube schon, dass in Österreich die Grundhaltung der Offenheit und der Hilfsbereitschaft da ist, aber die Österreicher würden es bevorzugen, dass diese Dinge kontrolliert und in einem gesunden, normalen Prozedere geschehen.“

Zsifkovics hält sich derzeit mit einer kleinen Pilgergruppe in Rom auf und begegnete am Mittwoch am Rand der Generalaudienz auch Papst Franziskus.

„Ich habe ihm auch gesagt, dass wir im Flüchtlingsstrom, der über uns gekommen ist, als Diözese und Kirche in Österreich bemüht waren, vor allem auch an der Grenze zu helfen, alle unsere Kraft dort hineinzulegen, um die Menschen gut aufzunehmen, und dass bei uns die Grenzen noch nicht hochgezogen sind, sondern dass wir als Kirche offen bleiben wollen und den Menschen helfen wollen. Und da hat der Papst gesagt, er bittet darum, in diese Richtung weiter zu arbeiten. Und er dankt allen, die sich hier einsetzen.“

(rv 06.10.2016 gs)








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