2016-10-03 11:55:00

Frankreich: Schnellverfahren für Märtyrer Jacques Hamel


Ein Verfahren zur Seligsprechung für Jaques Hamel ist eröffnet. Der betagte Priester war im vergangenen Juli am Altar seiner Kirche in Frankreich von Islamisten ermordet worden. Am Sonntag wurde die Kirche Saint-Étienne du Rouvray, in der der Mord sich zutrug, wieder eröffnet, und bei dieser Gelegenheit verkündete der zuständige Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, die diözesane Untersuchung zur Seligsprechung Hamels sei eröffnet. Wie Lebrun sagte, habe Papst Franziskus ihm eine Dispens von der Fünf-Jahres-Frist erteilt, die normalerweise nach dem Tod eines Kandidaten vergehen müsse, um ein Seligsprechungsverfahren aufzunehmen. 

Auch Papst Franziskus hatte den Leiter der vatikanischen Behörde für Selig- und Heiligsprechungen darum gebeten zu prüfen, ob die Voraussetzungen im Fall Père Hamels gegeben sind. Das sagte der Papst selbst am Sonntagabend bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Heimweg von Aserbaidschan. „Man muss Zeugenaussagen zusammentragen, um den Prozess zu eröffnen“, erklärte Franziskus, und dabei sei rasch vorzugehen.

„Der Papst hat entschieden, die Spanne zu verkürzen, um Père Hamel vielleicht selig zu sprechen. Das ist eine schöne Nachricht für alle Franzosen, die von dem Mord innerlich erschüttert waren“, sagte gegenüber Radio Vatikan der Sprecher des Erzbistums Rouen, Vincent Neymon. „Denn Père Hamel ist ein Glaubenszeuge unserer Zeit, das Drama, das er erlebte, war ein Zeichen.“ Neymon erinnerte an die Messe, die der Papst am 14. September in seiner Kapelle mit Hamels Angehörigen und mit dem Erzbischof gefeiert hat. Dabei hatte Franziskus den ermordeten Priester als Märtyrer bezeichnet.

„Der Papst wollte, dass dieser Mord, statt Hass zu erzeugen, so etwas wie ein Zeichen für einen zu bauenden Frieden sein soll“, sagte der Sprecher. Jaques Hamel sei „sozusagen ein ganz normaler Priester“ gewesen, ein alter Priester, „der immer noch demütig seinen priesterlichen Dienst ausübte. Man kann sagen, er ist ein Zeuge unserer Zeit, ein Märtyrer, der sein Leben hingegeben hat, um ein Zeuge dafür zu sein, dass die Liebe größer ist als der Hass, der unsere Gesellschaft zerfrisst.“

Jaques Hamel wurde am 26. Juli in der Kirche Saint-Étienne du Rouvray von zwei Attentätern des sogenannten „Islamischen Staates“ ermordet. Sie drangen in das Gotteshaus ein, in dem der Priester die Messe feierte, und durchtrennten ihm an Ort und Stelle die Kehle. Es war das erste Mal, dass Islamisten in Europa gezielt einen Geistlichen ermordeten.

Für die Anerkennung als Märtyrer durch die katholische Kirche ist auch das Motiv des Täters entscheidend. Dem Mord muss „Glaubenshass“ zugrunde liegen. Für die Seligsprechung eines Märtyrers braucht es anders als bei den übrigen Kandidaten kein Wunder auf die Fürsprache des Betreffenden hin.

Die Fünf-Jahres-Spanne vor der Aufnahme eines Verfahrens zur Seligsprechung ist vorgesehen, um zu prüfen, ob der Ruf der Heiligkeit des Betreffenden diese erste Zeit überdauert. Bei mehreren Verfahren hatten Päpste diesbezüglich Dispens erteilt. So erlaubte Benedikt XVI. den Beginn eines Verfahrens für seinen – mittlerweile heiliggesprochenen - Vorgänger Johannes Paul II. bald nach dessen Tod.

(rv 03.10.2016 gs)

 








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