2016-10-02 09:53:00

Papst Franziskus in Baku: Der Dienst ist die Essenz christlichen Lebens


In seiner Predigt an diesem Sonntag hat Franziskus an die Bedeutung des hingebungsvollen Dienstes für das christliche Leben erinnert. In geradezu familiärer Atmosphäre – die Kirche des Salesianer-Zentrums in Baku fasst gerade einmal 300 Personen – feierte der Papst an diesem Sonntag die Messe in der Hauptstadt Aserbaidschans, der letzten Etappe seiner dreitägigen Kaukasusreise. Gerade einmal 0,01 Prozent der Bevölkerung sind katholischen Glaubens, umso herzlicher war die Begrüßung, die die anwesenden Gläubigen für Papst Franziskus bereit hielten; auch vor dem Salesianer-Zentrum warteten viele Menschen, um die Messe auf Bildschirmen mit zu verfolgen. Papst Franziskus versicherte in seiner Predigt die kleine katholische Gemeinschaft der Fürsorge der Weltkirche für sie und forderte sie auf, nicht den Mut zu verlieren und weiter zusammen zu halten.

Tätige Mitwirkung des Glaubenden gefragt

In seinen Überlegungen zu den gehörten Lesungen des Tages ging der Papst auf ein ihm besonders am Herzen liegendes Thema ein: Die tätige Mitwirkung des Christen für seine Teilhabe am Glauben. Es sei nicht Gottes Anliegen, so der Papst, unsere Wünsche zeitnah zur Erfüllung zu bringen. Geduld sei nötig, aber vor allem der unerschütterliche Glauben: „Er möchte vielmehr das Herz heilen – meines, deines, das Herz eines jeden. Gott verändert die Welt durch die Verwandlung unserer Herzen und das kann er nicht ohne uns. Der Herr möchte nämlich, dass wir ihm die Tür des Herzens öffnen, damit er in unser Leben eintreten kann.“

Doch damit nicht genug. Auf die im Tagesevangelium gehörte Bitte der Apostel an den Herrn, ihren Glauben zu stärken (Lk 17,5), antworte Gott mit der Gegenbitte, selbst den Glauben zu haben, der stets auch von den Glaubenden gepflegt werden müsse: „Er ist keine magische Kraft, die vom Himmel niedersteigt, er ist keine „Mitgift“, die man ein für alle Mal bekommt, und auch keine Super-Macht, die zur Lösung der Probleme des Lebens dient. Denn ein Glaube, der nützlich ist zur Befriedigung unserer Bedürfnisse, wäre ein egoistischer Glaube, allein auf uns selbst gerichtet.“

Glauben und Dienst in enger Verflechtung

Zur Illustrierung seiner Überlegungen wählte Papst Franziskus in Anlehnung an die Kultur und Geschichte seines Gastlandes ein ungewöhnliches Bild: das Knüpfen eines Teppichs. Das christliche Leben sei, ähnlich der Tradition des Teppichknüpfens in Aserbaidschan, eine antike Gabe, das genauso sorgsam wie ein Teppich täglich „zusammengeknüpft“ werden müsse: „Ihr wisst genau, dass jeder Teppich aus Schussfaden und Kette gewoben wird; nur in diesem Aufbau ist das Ganze gut zusammengefügt und harmonisch. So ist es auch mit dem christlichen Leben. Jeden Tag muss es geduldig gewoben werden, indem ein ganz bestimmter Schussfaden und eine genau definierte Kette miteinander verflochten werden: der Schussfaden des Glaubens und die Kette des Dienstes. Wenn man den Glauben mit dem Dienst verknüpft, bleibt das Herz offen und jung und weitet sich durch gute Taten.“

Man dürfe sich allerdings nicht darin täuschen lassen, dass der Dienst nur in einer sorgsamen Ausübung der täglichen Pflichten bestehe, mahnte der Papst. Jesus verlange weit Radikaleres von uns, nämlich ein Leben in „vollkommener Verfügbarkeit, ohne Berechnung und ohne Gewinne.“ Es sei in der Feier der Eucharistie, in der wir es uns jedes Mal aufs Neue vergegenwärtigten, wie radikal Jesus sich selbst für uns hingegeben habe. Die Nachahmung dieses Vorbilds fordere es, als Dienende zu leben und einen Lebensstil zu pflegen, der alles Christliche in sich zusammenfasse: „Gottesdienst in der Anbetung und im Gebet, Offenheit und Verfügbarkeit, konkrete Nächstenliebe, nachdrücklicher Einsatz für das Gemeinwohl.“

Zwei Versuchungen für den christlichen Lebensstil

Besondere Gefahr für diesen Lebensstil gehe insbesondere von zwei Versuchungen aus, griff Franziskus ein gerne von ihm gebrauchtes Bild auf: Das Herz lau werden zu lassen und den Dienst als Mittel zu verstehen, Herrschaft zu erlangen. Wenn man vor allem zur Befriedigung der eigenen Bequemlichkeiten lebe und Gott nur streng zugemessene „Prozentsätze der eigenen Zeit“ widme, ersticke man letztlich die Flamme der Liebe und begnüge sich mit einem mittelmäßigen Leben, warnte der Papst. Auch das Machtstreben, das den Dienst am Nächsten letztlich zum Mittel zum Zweck degradiere, stehe der Lehre Jesu entgegen, erinnerte Franziskus an die Worte aus dem Matthäusevangelium: „,Bei euch soll es nicht so sein´, erinnert Jesus uns alle, ,sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein´. So baut man die Kirche auf und verschönert sie.“

Große Freude mache es ihm, die kleine, aber standhafte Gemeinde Aserbaidschans zu erleben, die der Kirche in besonderer Weise am Herzen liege, so ermutigte Franziskus die Anwesenden, bevor er sie mit einem Wort der jüngsten Heiligen der Weltkirche, Mutter Teresa von Kalkutta, entließ: „Die Frucht des Glaubens ist die Liebe. Die Frucht der Liebe ist der Dienst. Die Frucht des Dienstes ist der Friede.“

(rv 02.10.2016 cs)








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