2016-09-30 12:34:00

Papstreise nach Georgien: „Franziskus bringt Ökumene voran“


17 Jahre nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. kommt nun Papst Franziskus nach Georgien. Der Papst solle seine Freude und spirituelle Weisheit ins Land tragen, sagt die Botschafterin Georgiens am Heiligen Stuhl, Tamara Grdzelidze. Sie warnt zwar vor übertriebenen Erwartungen in Bezug auf den ökumenischen Dialog mit der orthodoxen Kirche des Landes. Gleichzeitig lobt sie das Engagement Franziskus' auf diesem Gebiet.

„Papst Franzskus bringt an jeden Ort, wohin er geht, Freude mit. Somit hoffe ich auch, dass er nach Georgien Freude bringt. Er spricht immer direkt ins Herz der Menschen, wir haben das bei seinen Reisen verfolgt, er findet da immer den richtigen Dreh, wie er zu den Nationen spricht. Deshalb hoffen wir sehr, dass sein Besuch sehr gut sein wird für Georgien und dass die Georgier die Freude und spirituelle Weisheit verstehen, die er in sich trägt. Und für ihn ist es ein Besuch in einem der ältesten Länder der Welt. Wir sind vielleicht klein, aber sehr alt.“

Die Geschichte des Christentums in Georgien beginnt bereits im 4. Jahrhundert und zwar mit einer Frau: Nino, die aus Kappadokien in Zentralanatolien gekommen war. Sie brachte den König und die Königin des Landes zum Christentum, die es bald zur Staatsreligion erhoben. Der Besuch des Papstes bei dieser alten christlichen Nation werde mit Freude erwartet, doch man müsse sich auch auf gewisse Schwierigkeiten gefasst machen, sagt die Diplomatin:

„Es gibt einige Splittergruppen, die gegen alles und jeden sind. Sie behaupten manchmal, dass sie zur orthodoxen Kirche gehören. Aber ich glaube das nicht.“

Insgesamt bezeichnet die Vatikanbotschafterin die Beziehungen der katholischen Kirche zur großen orthodoxen Mehrheit Georgiens als schwierig. „Die orthodoxe Kirche Georgien ist nach wie vor stark an die russische Kirche und Kultur gebunden. Die plötzliche Unabhängigkeit vor 25 Jahren hat dazu geführt, dass sie sich stark und als ‚nationales Symbol‘ betrachtet. Das bringt die katholische Minderheit des Landes in eine schwierige Lage.“

Grdzelidze, selbst orthodoxe Theologin, arbeitete gut 12 Jahre lang beim Weltkirchenrat - dadurch wisse sie, dass der Dialog der verschiedenen christlichen Kirchen mit unterschiedlichen Identitäten und Traditionen eine sehr sensible Angelegenheit sei. „Es ist vielleicht auch zu viel verlangt, dass in diesem Land mit einer orthodoxen Mehrheit die Katholiken als kleine Minderheit absolut gleichberechtigt behandelt werden. Aber wir sollten daran arbeiten.“

Papst Franziskus gehe in seinem Engagement für die Ökumene mit gutem Beispiel voran, er versuche Christen aller Traditionen an Bord zu holen, das habe sich etwa mit seiner Enzyklika Laudato Si‘ und dem Welttag der Schöpfung gezeigt. Es sei ein ernsthafter Katalysator, alle spirituellen Führer, aber vor allem Christen zusammenzubringen. Franziskus habe zudem enorme Anstrengungen unternommen, orthodoxe und katholische Vertreter zusammenzubringen. Etwa bei seinem Treffen mit Patriarch Kyrill auf Kuba, seine gute Beziehung zu Patriarch Bartholomaois I. und vor allem der gemeinsame Besuch mit ihm und dem Erzbischof von Athen auf Lesbos. Und nun der Besuch in Georgien. „Er versucht sehr, gute persönliche Beziehungen zu den orthodoxen Führern zu haben, die ziemlich resistent sind, nicht immer, aber sie finden es problematisch, von einer Einheit auch in der Doktrin zu sprechen.“

Der orthodoxe Patriarch Georgiens Ilia II. habe im Land enormen Einfluss, bemerkt die Botschafterin. Die Leute verehrten ihn sehr. Seit Beginn seiner Amtszeit im Jahr 1977 habe er das kirchliche Leben im Land regelrecht erneuert, so Grdzelidze. „Sei es das Mönchsleben, seien es religiöse Zeitungen. Jetzt gibt es vonseiten dieser Kirche viel. Und es ist alles seiner Führung zu verdanken.“

Das Verhältnis der Kirchen und der Regierung Georgiens sei „interessant“, sagt die Vatikandiplomatin. „Laut Verfassung sind Kirche und Staat getrennt. Gleichzeitig verleiht unsere Verfassung der orthodoxen Kirche von Georgien eine besondere Rolle für die Geschichte und die Nation, was auch stimmt. Außerdem gibt es mittlerweile auch einige Rückerstattungen von Kirchengütern, die während des Kommunismus abhandengekommen waren.“

(rv 30.09.2016 cz)








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