2016-09-29 18:37:00

Vatikan: Theologinnen diskutieren Rolle der Frau in der Kirche


Die vatikanische Glaubenskongregation hat ein dreitägiges Symposion zur Rolle der Frauen in der Kirche abgehalten, das am Mittwoch zu Ende ging. Darüber informierte die Kongregation in einer Mitteilung, die über den „Osservatore Romano“ verbreitet wurde. Die Annäherung an das Thema erfolgte von zwei verschiedenen Themensträngen her: jenem der Definition der weiblichen Berufung in der katholischen Tradition und jenem der konkreten Rollen, die Frauen in der Kirche ausfüllen und ausfüllen können. Es war das erste Mal, dass bei einer Konferenz der Glaubenskongregation ausschließlich Frauen als Vortragende in Erscheinung traten. Unter den Konsultoren der obersten Glaubensbehörde der katholischen Kirche figurieren bis heute ausschließlich männliche Theologen.

Eingeladen waren rund 50 Theologinnen, Kirchenrechtlerinnen, Historikerinnen, Ordensfrauen und weibliche Laien aus aller Welt einschließlich des Vatikans, im Tagungssaal waren auch Mitglieder und Konsultoren der Glaubenskongregation vertreten. Das Symposion selbst ging auf den ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus zurück, sagte der Sekretär der Behörde, Erzbischof Luis Ladaria, zum Abschluss der Veranstaltung, die auf dem Campus der Päpstlichen Universität Urbaniana mit Blick auf den Petersdom stattfand. Franziskus hatte wiederholt eine „Theologie der Frau“ angeregt, um den Ort und die Perspektive der weiblichen Getauften in der katholischen Kirche besser auszuleuchten.

Der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Ludwig Müller eröffnete das Symposion und war am ersten Tag anwesend. Das einleitende Referat hielt die in Fribourg lehrende Dogmatikerin Barbara Hallensleben, die sich dem Thema Frau in der Kirche über das Priestertum der Taufe und das Ehesakrament näherte. Die Bibelwissenschaftlerinnen Anne-Marie Pelletier und Mary Healy beleuchteten neue Erkenntnisse zur Frau in der Heiligen Schrift, eine Forschung, die „bedeutende Bereicherungen durch weibliche Gelehrte“ erfuhr, wie es in der resümierenden Mitteilung aus der Glaubenskongregation heißt. Die Historikerin Lucetta Scaraffia sprach über Frauen in der Kirchengeschichte, die schwedische Dominikanerin Madeleine Fredell über weibliche Exerzitienmeister. Die Theologinnen Bruna Costacurta und Laetitia Calmeyn beleuchteten die Rolle der Frau in der Priesterausbildung.

Eine rege Debatte entwickelte sich rund um das Thema der sexuellen Differenz („Gender“), das Bianca Castilla Cortazar und Deborah Savage vertieften. Am letzten Tag sprach Sara Butler über die Kirche als Braut und Mutter und lieferte damit eine ekklesiologische Basis der Debatte um die Frau in der Kirche. Roms einzige Diözesanrichterin Linda Ghisoni sprach über Kirchenrecht und die Zusammenarbeit von Priestern und Laien in kirchlichen Leitungsämtern, die Missionstheologin Sandra Mazzolini über Zusammenarbeit in der Seelsorge.

Neben den Hauptvorträgen hörten die Teilnehmerinnen punktuelle Beiträge etwa über die Frauen in der Theologie, in der römischen Kurie, in den Bischofskonferenzen der Weltkirche, in der Weitergabe des Glaubens. Berührende Zeugnisse aus verschiedenen Kulturkreisen und Betätigungsfeldern rundeten die Konferenz ab. Die Redebeiträge sollen gesammelt in einem Tagungsband erscheinen.

Organisiert wurde das Symposion von einem vierköpfigen Komitee, dem unter anderem Lucetta Scaraffia sowie die Rektorin der Päpstlichen Universität Antonianum, Mary Melone, angehörten. Dem Komitee oblag es, die Rednerinnen und Teilnehmerinnen des Symposions vorzuschlagen. Mehrere von ihnen rekrutierten sich aus päpstlichen Einrichtungen, so waren etwa alle drei weiblichen Angehörigen der Päpstlichen Bibelkommission vertreten, die unter dem Dach der Glaubenskongregation angesiedelt ist. 

(or/rv 29.09.2016 gs)








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