2016-09-27 10:44:00

Frauen in der Kirche: „Ein bisschen Phantasie“


In Rom beschäftigt sich ein Symposium mit der Rolle der Frau in der Kirche – und der Veranstalter ist, man höre und staune, die vatikanische Glaubenskongregation. Sie führt das Symposium an der Päpstlichen Universität „Urbaniana“ durch. „Dieses Symposium rührt vom Wunsch des Heiligen Vaters her, das Thema Frauen in der Kirche zu vertiefen und ihre Rolle immer stärker zu würdigen.“ Das erklärt uns der Sekretär der Glaubenskongregation, der Jesuit und Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer.

Berufung der Frau im Leben der Kirche

„Als erstes muss man sagen, dass die Vorträge auf diesem Kongress zum allergrößten Teil von Frauen gehalten werden; es gibt da also auch vom theologischen Standpunkt her eine starke Präsenz von Frauen. Hauptthemen sind die theologischen Fundamente der Berufung der Frau im Leben der Kirche, die Frau in der Heiligen Schrift, in der Kirchengeschichte, dann die gewissermaßen kulturelle Revolution, die wir erleben, der philosophische und theologische Blick auf den Unterschied der Geschlechter, die Präsenz der Frauen im institutionellen Gefüge der Kirche, dann die großen Themen: Kirche als Braut und Mutter, mit allen Implikationen, die das für Frauen hat. Wir streben nicht nach einer einheitlichen Sicht auf diese Themen, sondern nach einer Vielfalt von Standpunkten.“

Keine Diakonin

Das Symposion geht auf eine Initiative des Heiligen Vaters selbst zurück, erklärt Ladaria. "Denn die Frauen stellen die Hälfte der Christen und haben ein Recht darauf, gehört zu werden. In der katholischen Kirche ist das Weiheamt den Männern vorbehalten, aber es gibt eine Rolle der Frau, die immer stärker wertgeschätzt werden muss. Das ist der Grund.“

Von einer richtiggehenden „Theologie der Frau“, die es zu entwickeln gilt, hat  Papst Franziskus mehrfach gesprochen. Auf welcher Grundlage denn, fragen wir den spanischen Erzbischof vom „Palazzo del Sant’Ufficio“. „Na ja – das ist ja das, was wir mit diesem Symposium leisten wollen. Wo sind die theologischen Grundlagen, wie war das im Lauf der Geschichte, wie ist die Frau wertgeschätzt worden oder auch nicht... die Vergangenheit ins Auge fassen, um dann zu den Herausforderungen der Gegenwart zu kommen.“

Es braucht Phantasie

Zu diesen Herausforderungen gehört sicher, welchen Platz genau eine in vielerlei Hinsicht von Männern dominierte Kirche den Frauen zuzugestehen gedenkt. „Ein bisschen Phantasie“ brauche es da, sagt Ladaria Ferrer. „Wir wissen doch, dass sich die Welt ändert und dass auch wir uns ändern müssen. Die Kirche muss eine Art und Weise finden, in allen Bereichen präsenter zu werden, und in dieser Hinsicht kann die Präsenz der Frau entscheidend sein.“

Ladaria Ferrer war in den achtziger und neunziger Jahren acht Jahre lang Vizerektor der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom; er hat an den Jesuitenuniversitäten Comillas (in Spanien) und Sankt Georgen (bei Frankfurt) studiert. „In allen theologischen Fakultäten gibt es heute Frauen – so etwas war vor fünfzig Jahren noch nicht vorstellbar. In anderen Bereichen sind Frauen allerdings immer sehr präsent gewesen, ich denke da an das Gesundheits- und Schulwesen. Jetzt aber gibt es sie auch an diesem Ort der theologischen Reflektion, und das ist keine zweitrangige Sache.“

(rv 27.09.2016 sk)








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