2016-09-26 07:00:00

D: Woelki mahnt zu behutsamem Umgang mit neuen Medien


Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat zu einer fairen Kommunikation in den sozialen Netzwerken aufgerufen. Bei der traditionellen Kölner Domwallfahrt sagte Woelki am Sonntag: „Wir brauchen ein Gefühl für den Anderen.“

„Wir leben in einer Zeit, in der jeder seine Meinung in Echtzeit öffentlich machen kann. Wir leben in einer Zeit, in der Tausende von Followern mit einem Klick ihre Be- oder Abwertungen kundtun können, zu der uns Menschen jederzeit erreichen können“, erklärte Woelki. Das könne sehr anstrengend sein.

„Wir sind heute schnell mit unserer Meinung dabei“, so Woelki weiter. Schnell werden man online nach der Meinung gefragt, etwa zu einem möglichen Rücktritt von Politikern. Das sei im wahrsten Sinne des Wortes gnadenlos. „Das hat für uns keine unmittelbare Konsequenzen, aber für den Menschen, über den geurteilt wird, eine enorme.“ Wir befänden uns in einer enormen Verantwortung und Spannung. Zwar brauche es Öffentlichkeit und Transparenz. „Auf der anderen Seite darf öffentliche Kritik nicht anonym und gnadenlos werden.“

„Brauchen menschliches Maß“

Der einfache Klick am Computer - Daumen rauf oder runter - , der schnelle Tweet gegen jemanden, für einen selbst sei dies schnell vergessen. Für den Betroffenen sei dies dagegen „ein Shitstorm, Vorahnung des Fegefeuers, ein Albtraum“. „Nun werden wir die sozialen und bisweilen auch asozialen Netzwerke nicht ändern“, sagte Woelki. „Wir brauchen vernetzte und globale Kommunikation. Aber wir brauchen auch unter veränderten kommunikativen Bedingungen ein menschliches Maß. Wir brauchen ein Gefühl für den Anderen. Wo Kommunikation sich der unmittelbaren Begegnung zunehmend entzieht, steht sie in der Gefahr, den Respekt vor dem Gegegüber zu verlieren, in der Gefahr, ihn nur noch als ein lästiges, als ein anders denkendes Etwas wahrzunehmen. Davor müssten wir uns hüten.“

Dreh- und Angelpunkt der jährlichen Domwallfahrt ist der Weihetag des Kölner Domes am 27. September. An diesem Tag im Jahr 1322 wurde der Chorraum des Gotteshauses geweiht und damit seiner liturgischen Bestimmung übergeben.

(domradio 26.09.2016 sk) 








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