2016-09-22 14:52:00

Deutsche Bischöfe: Armut, Flüchtlinge, Seelsorge


Die deutschen Bischöfe haben ihre Herbstvollversammlung beendet. Im Zentrum der Beratungen standen die Themen Flüchtlinge, Europa, Armut und die Pastoral. Es gab einige personelle Neuerungen. Unter anderem wird der Hamburger Erzbischof Stefan Heße neuer Verbindungsmann der katholischen Bischöfe zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Die Deutsche Bischofskonferenz hält auch nachdem Brexit-Beschluss in Großbritannien am Ziel der europäischen Integration fest. Die Kirche werde sich „auf der Grundlage ihrer positiven und konstruktiven Haltung zur politischen Einigung des Kontinents aktiv an der Debatte über die Zukunft der EU beteiligen“, erklärte der Konferenzvorsitzende Kardinal Reinhard Marx, der zugleich Präsident des Rats der EU-Bischofskonferenzen (Comece) ist. Sie werde sich „nachdrücklich für die Europäische Integration als Projekt des Friedens und der Einigung in Europa engagieren“.

Zugleich erklärte er, dass die katholischen Bischöfe in Deutschland das Papstschreiben „Amoris laetitia“ zur Ehe- und Familienseelsorge „in einem Geist der Einmütigkeit“ umsetzen wollen. Ein gemeinsames Schreiben zur Seelsorge an wiederverheirateten Geschiedenen sei aber nicht geplant, erklärte Kardinal Marx. Die bischöfliche Kommission für Ehe und Familie wolle aber „Konkretisierungen“ insbesondere für die Themen Ehevorbereitung und Ehebegleitung erarbeiten.

„Da sagt der Papst eigentlich für mich ausreichend etwas, aber vielleicht können wir das noch einmal konkretisieren und deutlich machen und unterstreichen. Die Türe ist geöffnet für solch eine anspruchsvolle Seelsorge die auch die Sakramente mit einschließt. Aber es ist nicht der einzige Punkt, es geht um viel mehr, um eine viel tiefere Einladung, den Weg des Glaubens zu gehen.“

Im Vorfeld des nächsten katholischen Flüchtlingsgipfels am 29. September in Frankfurt am Main betonte Marx, dass das kirchliche Engagement für Flüchtlinge fortgeführt werde wie bisher. Nach der ersten Nothilfe müsse nun die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft in den Blick genommen werden. Marx sprach sich zudem für ein differenziertes Einwanderungsgesetz aus. Es hätte den Vorteil, dass die unterschiedlichen Motive und Wege der Migration geklärt werden könnten. Derzeit kämen viele Menschen über den Umweg des Asyl- oder Flüchtlingsrechts nach Deutschland, die eigentlich aus wirtschaftlichen Gründen einwandern wollten. Hier solle der Gesetzgeber mehr Klarheit schaffen, forderte Marx. Auch die Fluchtursachen müssten – das hatte er bereits wiederholt gefordert – stärker bekämpft werden.

„Es geht ja nicht nur darum, dass sie da nicht verhungern und da existieren können, aber haben sie dort eine Zukunft für ihre Kinder? Wer würde denn als Väter oder Mütter bleiben, wo keine Schule ist, keine Universität oder Arbeit? Was sind wir denn bereit, dafür aufzubringen? Es ist vielleicht mehr, als das, was wir hier in Deutschland für die Flüchtlingshilfe aufbringen müssen? Kann sein, ich weiß es nicht. Da erwarte ich Programme, da erwarte ich politische Initiativen.“

Im Engagement für Flüchtlinge dürften auch die Armen der Gesamtgesellschaft nicht aus dem Blick der Kirche geraten:

„Natürlich sind die, die zu uns kommen, nicht ausgebildet, möglicherweise auf Jahre hin auch in einem Armutssegment ganz unten, also Sozialhilfeempfänger, Harzempfänger, aber es gibt eben auch die Armut anderer Art, die unteren Einkommen, also Arbeit und Armut, also das Dienstleistungsproletariat, die nicht leben und nicht sterben können mit dem was die bei einem Vollzeitjob verdienen. Gemeindeaufbau ohne die Armen, da sagt uns Papst Franziskus – das geht daneben.“

Eine weitere Neuerung wurde im Bereich der Vertriebenenseelsorge verkündet: Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellt die katholische Deutsche Bischofskonferenz ihre überdiözesane Sonderseelsorge für die Vertriebenen und Aussiedler ein. Zugleich will die Kirche aber das Engagement von katholischen Vertriebenenorganisationen bei der Pflege des geistigen und kulturellen Erbes weiter fördern.

(rv/kna 22.09.2016 cz)








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