Gefahr der Beliebigkeit? Eindrücke aus Assisi

Im malerischen Assisi trifft sich das „Who is Who“ aus Christentum und den Religionen der Welt. Auf den Straßen sieht man Turbane, Kaftane, Kutten bunt durcheinander, und nachdem nun die Durststrecke der zuweilen doch recht zähen Konferenzen seit Sonntag durchgestanden ist, macht sich allmählich Feierstimmung breit. Ein Woodstock der Religionen gewissermaßen, auch die milde Septembersonne passt dazu. Noch kurz vor seinem Abflug nach Assisi mahnte der Papst in seiner Morgenmesse, das Ganze dürfe „kein Spektakel“ werden. Eindrücke aus Assisi von unserem Korrespondenten Stefan von Kempis.

Natürlich besteht die Gefahr einer gewissen Beliebigkeit: So idyllisch wie hier steht es eben nicht überall um das interreligiöse oder ökumenische Zueinander, manche drängenden Probleme werden hier nur angetippt, nicht vertieft, zum vielbeschworenen „Geist von Assisi“ gehört eine Uneindeutigkeit, die immer auch Kritiker finden wird. Aber es tut doch gut, dass es in Zeiten von Enthauptungsvideos auf Youtube auch so heitere und harmlose Bilder gibt wie die von Assisi – als Gegengift sozusagen.

Bis zum Eintreffen des Papstes haben die Veranstalter von der Gemeinschaft Sant’Egidio ausführlich über die verschiedenen Gesprächsforen und Kundgebungen informiert; doch mit Franziskus‘ Ankunft in der Stadt hat das schlagartig aufgehört. Jetzt geht es nur noch um den Papst; auch die Kirchen- und Religionsvertreter, mehr als 500 an der Zahl, sonnen sich ganz offensichtlich im Glanz des Gastes aus Rom, das zeigt der herzliche Empfang, den sie ihm im „Sacro Convento“, dem Franziskaner-Hauptkloster, bereitet haben. Bleibt abzuwarten, welchen Stempel dieser argentinische Papst der Assisi-Initiative aufdrücken wird. Interessantes Detail: Von der Schlussveranstaltung, der Kundgebung auf dem Platz vor der Franziskus-Basilika, gibt es – das ist total unüblich – kein detailliertes Programmheft. Vielleicht hat da also der „Geist von Assisi“ die Freiheit, zu wehen, wie er will.

(rv 20.09.2016 sk)