2016-09-20 14:57:00

Deutsche Bischöfe stellen Einheitsübersetzung der Bibel vor


Die Katholiken im gesamten deutschen Sprachraum erhalten eine neue, moderne Bibelübersetzung. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) präsentierte am Dienstag in Fulda nach jahrelanger wissenschaftlicher Vorarbeit eine Neufassung der sogenannten Einheitsübersetzung. Sie ist ab dem Jahr 2017 auch in Österreich die „verbindliche“ Bibelausgabe für Liturgie, Schule, Familie und Seelsorge. Genutzt wird die Einheitsübersetzung weiters in der Schweiz, in Luxemburg, Südtirol und Ostbelgien.

Der Leiter des Projekts, der mittlerweile emeritierte Erfurter Bischof Joachim Wanke, sagte am Rande der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe, bei der neuen Einheitsübersetzung handle es sich um eine „moderate Revision“, die die frühere, 30 Jahre alte Fassung „weithin bewahrt“ habe. Zugleich bringe sie an vielen Stellen Fortschritte an Genauigkeit, Texttreue und Verständlichkeit. In das Werk sei „viel Herzblut” geflossen. Wanke betonte, eine Übersetzung sei immer auch Interpretation. Die Neuausgabe nähre sich den Urtexten wieder an und „zeigt Mut zu biblischen Redeweisen“.

Dem Leitungsgremium der im Frühjahr 2006 begonnenen Überarbeitung der Einheitsübersetzung gehörten neben Wanke u.a. auch der inzwischen ebenfalls emeritierte Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser sowie der Linzer Bibelwissenschaftler Johannes Marböck an. Theologen, Bibel- und Sprachwissenschaftler sowie Historiker arbeiteten somit zehn Jahre an der Neufassung, die die 1979 erschienene Version ablöst.

Veränderungen in der revidierten Einheitsübersetzung gegenüber der bisherigen Texte würden jenen auffallen, die sich schon bisher intensiver mit der Bibel beschäftigt haben, sagte Wolfgang Schwarz, der Direktor des Österreichischen Katholischen Bibelwerk, am Dienstag gegenüber „Kathpress“. Ob jenen, die die Bibel nur gelegentlich lesen, der revidierte Text eine Hilfe ist, biblische Texte besser zu verstehen und von diesen angesprochen zu werden, müsse sich freilich erst zeigen, äußerte sich Schwarz vorsichtig.

Aus Apostel Junias wird Junia

Laut dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Katholischen Bibelwerks, Michael Theobald, enthält die neue Übersetzung in fast jedem Absatz Änderungen. Dabei seien neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu den frühesten Texten der Bibel eingearbeitet worden. So sei deutlich geworden, dass der Apostel Paulus nicht zwei Männer mit Namen Andronikus und Junias grüßen ließ und sie als Apostel bezeichnete, sondern das Ehepaar Andronikus und Junia, sagte Theobald in einem Interview der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA in Tübingen. Auch heißt es künftig „Brüder und Schwestern“ statt „Brüder“ bei der Anrede von Adressaten neutestamentlicher Briefe.

Der Bibelwissenschaftler betonte, es seien auch offensichtliche Übersetzungsfehler früherer Bibel-Fassungen beseitigt worden. So sei beispielsweise Paulus in der bisherigen Übersetzung der Begriff der „Verwerfung“ der nicht an Jesus glaubenden Juden in den Mund gelegt worden. Jetzt sei korrekter von ihrer „Zurückweisung” die Rede. Das schließe „eben nicht ihre endgültige Verwerfung ein”. Die Verwendung von „Machttaten” z.B. für Jesu zeichenhafte Heilungen solle verhindern, „dass ein modernes Wunder-Verständnis in die Texte zurückprojiziert“ wird, sagte Theobald.

Die neue katholische Einheitsübersetzung der Bibel in deutscher Sprache kommt auch an einem wichtigen Punkt der jüdischen Theologie und Frömmigkeit entgegen. Der hebräische Gottesname „Jahwe“, den Juden aus Gründen des Respekts weder aussprechen noch schreiben, wird in den neuen katholischen Bibeltexten nicht mehr vorkommen. Nach dem Erfurter Altbischof Joachim Wanke folgt die katholische Kirche damit einer überkonfessionellen Absprache. Sie wird bereits seit längerer Zeit auch in den neueren Lutherübersetzungen der evangelischen Landeskirchen angewandt. Während die katholische Einheitsübersetzung bisher den Gottesnamen „Jahwe“ an vielen Stellen des Alten Testaments ausschrieb, gebraucht die neue Fassung nun durchgängig die Bezeichnung „HERR“ oder „GOTT“ in Großbuchstaben.

Demnächst auch neue Lutherbibel

Zum Reformationsjubiläum Ende Oktober will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auch eine Neufassung der Lutherbibel vorstellen. Die EKD hatte 2005 beschlossen, sich nicht an der Überarbeitung der Einheitsübersetzung zu beteiligen, wie sie es beim Neuen Testament und den Psalmen in der früheren Fassung getan hatte. Laut Michael Theobald ist dies kein ökumenischer Rückschritt: „Mit ihrem unterschiedlichen Klang - hier ein moderner Sprachduktus, dort lebendige Luthertradition - haben beide ihren unverwechselbaren Ort und werden die Ökumene gewiss bereichern.“

DBK-Vorsitzender Kardinal Reinhard Marx hatte vor der Präsentation die Hoffnung geäußert, „dass die Heilige Schrift - gerade auch in der überarbeiteten Fassung - von vielen Menschen angenommen und so zu einem geistlichen Mittelpunkt im eigenen Leben wird“. Die Katholische Bibelanstalt Stuttgart bereitet nun neue Bibelausgaben und die Überarbeitung der Liturgischen Bücher vor.

(kna/kap 20.09.2016 cz)








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