2016-09-20 18:44:00

Bewegende Momente: Eindrücke aus Assisi


Beim Friedensgebet von Assisi an diesem Dienstag ist es, unter sengender Sonne, zu einigen sehr bewegenden Szenen gekommen. Etwa, als beim Friedensgebet der Christen in der Unterkirche der Franziskusbasilika für so gut wie alle Krisenherde unseres Planeten gebetet wurde; eine Kerze nach der anderen wurde entzündet, dazu sang ein Chor immer wieder „Kyrie eleison“, „Herr erbarme dich“. Oder bei der Schlusskundgebung auf dem Vorplatz der Basilika, als eine aus Aleppo geflüchtete Frau um Hilfe für ihre gemarterte Heimat bat. Eindrücke unseres Korrespondenten Stefan v. Kempis.

Ein israelischer Rabbiner im Rollstuhl berichtete, wie er als kleines Kind das KZ überlebt hatte, und nannte Assisi eine „Antwort auf die Shoah“. Man sah den Papst sehr aufmerksam zuhören, es war ein anrührender Moment. Und anrührend war auch die Schweigeminute für alle Opfer von Krieg und Terrorismus: Da standen der Papst und die Religionsführer alle auf, noch bevor der Sprecher dazu aufforderte.

„Assisi 30“, das war das erste große Friedenstreffen der Religionen in Assisi seit dem Aufkommen des unseligen „Islamischen Staats“, auch daher rührte der Ernst, der am Dienstagnachmittag auf einmal spürbar wurde. Mehrmals erinnerten Redner daran, wie der heilige Franz von Assisi im 13. Jahrhundert im Heiligen Land das Gespräch mit Sultan al-Kamil gesucht hat; aber nur der Rabbiner David Rosen, ein alter Hase im interreligiösen Netzwerk, hat – das war bei einem Dialogpanel schon am Montag – ausgesprochen, dass das heute in dieser Form kaum noch möglich wäre: „Wenn St. Franziskus heute dort in der Region auftauchen würde, dann würde man ihn enthaupten“, so Rosen.

Für mich war auffallend, dass der Papst sich gewissenhaft jeder emblematischen Geste enthalten hat. Er verteilte also nicht spontan Suppe an Arme, umgeben von Muftis und Patriarchen, und er wich auch nicht von seinen vorbereiteten Texten ab. Dieser Papst, der sonst sehr bewusst durch Gesten spricht, hat sich diesmal in allem an die Regieanweisungen gehalten. Auf diese Weise hat sich Franziskus sehr unspektakulär in die Friedenskarawane eingereiht, die da schon seit 1986 um die Welt zieht.

(rv 20.09.2016 sk)








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