2016-09-16 13:21:00

Papst an neue Bischöfe: „Die Welt braucht keine manipulativen Hirten“


Papst Franziskus hat kürzlich berufenen Bischöfen empfohlen, sich nicht zu verstellen, sondern den Gläubigen gegenüber authentisch und barmherzig zu sein. Die Welt brauche auch keine modischen Bischöfe: „Die Menschen spüren es und entfernen sich, wenn sie Narzissten, Manipulatoren, Verteidiger der eigenen Sache, den Rufern nach falschen Kreuzzügen begegnen“, sagte der Papst den Hirten aus mehreren Kontinenten, die diese Woche das Seminar für neue Bischöfe in Rom besuchen. Der Kurs dauert bis Samstag und wird jährlich von der Kongregation für die Bischöfe in Zusammenarbeit mit der Kongregation für die Ostkirchen organisiert, die Bischöfe stammen also aus Ortskirchen mit langer Tradition. Die beiden Präfekten Kardinal Marc Ouellet und Kardinal Leonardo Sandri begleiteten die „jungen Bischöfe“ zu ihrer Audienz beim Papst.

In seiner Ansprache sprach Franziskus von der „Gänsehaut“, die die jungen Bischöfe so wie seinerzeit die von Jesus berufenen Jünger hätten. „Ihr seid nicht die ersten, die diese Gänsehaut bekommen“, sagte er ihnen. Bereits Mose, Nathanael, die Samaritanerin und die Apostel, wären von diesem Schauer erfasst worden, als Gott sich zu ihnen wandte, ja sogar die Pharisäer, die immer wieder vom Herrn demaskiert worden seien.

„Viele sind heute maskiert, verstecken sich. Sie mögen es, Persönlichkeiten und Profile von sich zu konstruieren. Sie werden zu Sklaven der kümmerlichen Ressourcen, die sie zusammenkratzen und an die sie sich klammern, als reichten sie, um sich eine Liebe ohne Preis zu kaufen. Sie ertragen den Schauer nicht, von einem erkannt zu werden, der größer ist und ihre Kleinheit nicht verachtet, der heiliger ist und uns unsere Schwäche doch nicht unter die Nase reibt, er ist wirklich gut und regt sich nicht auf über unsere Plagen. Lass auch ihr euch erfassen von dem Schauer, verdrängt ihn nicht, versucht nicht, ihn ruhig zu halten.“

Sie, die jungen Bischöfe, seien ausgesucht worden, um den Menschen Zugang zu Gott zu verschaffen. „Macht nicht auf halber Strecke Halt!“, betonte Franziskus. „Der wertvollste Reichtum, den ihr aus Rom mitnehmen könnt zum Beginn eures Bischofsdienstes ist das Bewusstsein der Barmherzigkeit, mit der ihr betrachtet und auserwählt wurdet“, sagte der Papst. Mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforte seien die Bischöfe nicht allein, sie trügen ihre Herde auf den Schultern und im Herzen das Herz ihrer Braut, ihrer Kirchen.

Die Welt braucht keine modischen Bischöfe und keine, die nach falschen Kreuzzügen rufen

Nicht die Zahl der Berufungen sei entscheidend, sondern die Qualität der Jüngerschaft, betonte Franziskus. Um die Barmherzigkeit „pastoral“ umzusetzen, gab der Papst den jungen Hirten drei Anregungen mit auf den Weg. Erstens müssten sie Bischöfe sein, die fähig seien, zu begeistern und anzuziehen. „Es geht nicht darum, dass ihr selbst anziehend seid. Das ist gefährlich! Die Welt hat falsche Verführer satt und auch, das erlaube ich mir zu sagen, Priester und Bischöfe, die modisch sind. Die Menschen spüren es – das Volk Gottes hat ein Gespür für Gott – und entfernen sich, wenn sie Narzissten, Manipulatoren, Verteidiger der eigenen Sache, den Rufern nach falschen Kreuzzügen begegnen. Vor allem müsst ihr versuchen, Gott zu unterstützen, der bereits da ist, bevor ihr gekommen seid.“

Zudem müssten die Bischöfe Initiative zeigen. Heutzutage fordere man von den Bäumen viel Frucht, ohne sie anständig zu pflegen. „Denkt an die dringende Notwendigkeit der Bildung, der Vermittlung von Werten, an die emotionale Stumpfheit, die Berufungen, ..die Familien auf der Suche nach Frieden: all das erfordert Initiative und Führung auf dem Weg, mit Ausdauer, Geduld und Standhaftigkeit, das unterscheidet den guten Hirten vom Söldner.“

Die Bischöfe müssten in der Lage sein, diese Menschen zu begleiten, denn sie brauchten Barmherzigkeit. Besondere Aufmerksamkeit brauchten Familien, vor allem die verletzten, schloss Franziskus. Viele von ihnen müssten die Freude der Liebe und Gnade Gottes von Neuem entdecken. „Seid Bischöfe mit einem von der Barmherzigkeit verletzten Herzen, das nicht müde wird, die Menschen, die Gott uns per Zufall in den Weg stellt, zu begleiten. Eure Kirchen sind voll mit diesen zufälligen Wegen. Nicht weit von euch wartet immer jemand, der nicht jemanden sucht, der ihm die Leviten liest, sondern einen Bruder, der zu seinem Nächsten wird.“

(rv 16.09.2016 cz)

 

 








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