2016-09-15 12:47:00

Papstmesse: Wir haben dieselben Eltern wie Jesus


In einer Welt, die in einer „Krise der Verwaisung" steckt, gibt es laut Papst Franziskus eine Stütze, auf die jeder Mensch zählen kann: die Muttergottes. Die katholische Kirche feiert an diesem Donnerstag das Gedächtnis des Schmerzens Mariens, und darüber meditierte der Papst bei seiner Morgenmesse in Santa Marta. Ausgehend vom Tagesevangelium (Joh 19, 25-27) erläuterte Franziskus, dass unter dem Kreuz, an dem Jesus hing, nur einige Frauen und Johannes standen. Maria sei wohl von den Schaulustigen bestimmt angegafft worden.

„Und Maria fühlte bestimmt diese Blicke. Sie litt an dieser schrecklichen Schmach. Sie hatte auch jene Hohenpriester gehört, die sie sicherlich achtete, und sie böse über ihren Sohn redeten. ,Wenn du so gut bist´, so die Hohenpriester, ,dann komm doch runter von dem Kreuz.´ Ihr Sohn hing da nackt am Kreuz. Und obwohl sie so litt, blieb sie beim Kreuz. Sie verleugnete ihren Sohn nicht! Er war ihr Fleisch.“

Franziskus fügte an, er sei oft in die Gefängnisse von Buenos Aires gegangen und habe dort viele Frauen gesehen, die die Männer hinter Gittern besuchten.

„Das waren vor allem Mütter. Sie schämten sich nicht für ihre Söhne. Ein Teil ihres Fleisches war dort drin. Diese Frauen litten nicht daran, dass sie ihre Kinder im Gefängnis besuchen mussten und auch noch die Schmach hören mussten: ,ach, schau dir die an! Was mag ihr Sohn getan haben?´ Diese Frauen litten auch darunter, dass sie zuvor noch Sicherheitskontrollen durchmachen mussten, obwohl sie zu ihren Söhnen gingen. So war es mit Maria: sie war dort bei ihrem Sohn und mit diesem großen Schmerz.“

Jesus habe versprochen, niemand alleine zu lassen und als Fürsprecherin habe er der Menschheit seine Mutter geschenkt, führte Franziskus weiter aus.

„Wir Christen haben eine Mutter, die dieselbe ist wie jene von Jesus; wir haben einen Vater, der derselbe ist wie jener von Jesus. Wir können also keine Waisenkinder sein! Sie unsere Mutter geworden, in jenem Augenblick beim Kreuz. Die Geburtswehen war jenes Leid, ihren Sohn am Kreuz zu erleben. Aber seit jenem Moment ist sie unsere Mutter geworden und kümmert sich um uns, sie schämt sich nicht unser und verteidigt uns immer.“

Der Papst nannte die russischen Mystiker der vergangenen Jahrhunderten, die den Gläubigen rieten, sich „unter den Mantel der Muttergottes zu stellen“. Dorthin könne selbst der Teufel nicht gelangen, das sei der sicherste Ort für die Gläubigen. Die Westkirche habe diese Spiritualität übernommen, die an der marianischen Antiphon „Sub tuum praesdium“ erkennbar ist.

„In einer Welt, die wir als ,Waisenkind´ bezeichnen können, die an der Krise einer großen Verwaisung leidet, können wir Christen uns vielleicht damit helfen, dass wir rufen: ,Schau auf deine Mutter!´ Wir haben eine Mutter, die uns hilft, uns lehrt, uns begleitet, die sich nicht unserer Sünden schämt. Sie schämt sich nicht, weil sie unsere Mutter ist. Möge der Heilige Geist, unser Freund und Begleiter, uns dieses Geheimnis klar machen: Maria ist unsere Mutter.“

(rv 15.09.2016 mg)








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