2016-09-15 12:56:00

Papst: „Der Mensch kann ein Eigentor schießen“


„Es ist wichtig, darüber nachzudenken, dass wir als Bild und Gleichnis des Schöpfers geschaffen worden sind“: Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstag in einer Audienz für das Italienische Bibelwerk. In seiner Gottesebenbildlichkeit, von der die ersten Seiten der Bibel sprechen, unterscheide sich der Mensch „von den anderen Geschöpfen und der übrigen Schöpfung“.

„Das hilft uns auch, die Würde zu verstehen, die wir alle haben, Männer und Frauen – eine Würde, die ihre Wurzel im Schöpfer hat. Es hat mich immer beeindruckt, dass unsere Würde recht besehen darin besteht, dass wir Kinder Gottes sind. Im Lauf der Heiligen Schrift entfaltet sich diese Beziehung dahingehend, dass er uns führt, wie ein Vater das mit seinem Kind macht.“

Nicht allein „durch das Wort“ habe uns Gott erschaffen, sondern geradezu „handwerklich“, fuhr Franziskus unter Verweis auf die zweite Schöpfungsgeschichte des Buches Genesis fort. „Das heißt: Die Hände Gottes haben unser Leben hervorgebracht... Seine Hände und sein lebenspendender Hauch. Man könnte sagen: Das ganze Sein Gottes war daran beteiligt, dem Menschen Leben zu geben!“

Allerdings könne es dazu kommen, dass „diese uns von Gott verliehene Würde“ Schaden nimmt, so der Papst weiter. „Um es in der Fußballer-Sprache zu sagen: Der Mensch hat die Fähigkeit zum Eigentor! Und das passiert, wenn wir unsere Würde verhandeln, wenn wir Götzenanbetung betreiben, wenn wir die Götzen in unser Herz einlassen. Während des Exodus aus Ägypten wurde das Volk vom Bösen verführt und schaffte sich ein Götzenbild (vgl. Ex 32). Und das war aus Gold. Alle Götzenbilder haben etwas Goldenes, nicht wahr? Das lässt uns an die Attraktion der Reichtümer denken – an die Tatsache, dass der Mensch seine Würde einbüßt, wenn in seinem Herzen die Reichtümer an die Stelle Gottes treten.“

Der Papst rief seine Zuhörer dementsprechend zu einer Gewissenserforschung auf: „Was kann ich dafür tun, dass sich andere würdig fühlen?“, zum Beispiel. Oder: „Wie wird meine Würde ansteckend für andere? Wenn jemand andere missachtet, diskriminiert, dann steckt er sie nicht mit Würde an – im Gegenteil. Wir sollten uns also öfter mal fragen: Wie lebe ich meine Würde? Wie bringe ich sie zum Wachsen?“

Bei der Audienz vermied Franziskus es diesmal, auf die in der Theologie besonders kontrovers diskutierte Gendertheorie einzugehen.  Das Italienische Bibelwerk hatte zur 44. nationalen Bibelwoche eine Tagung zum Thema ausgerichtet: „Gott schuf den Menschen als sein Abbild; als Mann und Frau schuf er sie“. Am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom hielten namhafte Exegeten Vorträge aus Themenkreisen wie „Mann und Frau in den Dynamiken der Gewalt und der Macht“ und „Dimension und Funktion der Beziehung zwischen Mann und Frau“. 

(rv 15.09.2016 sk)








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