Der neue Verwalter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Administrator Pierbattista
Pizzaballa, hat zum Frieden im Heiligen Land aufgerufen. „Ich bitte um einen Frieden,
der Ausdruck hartnäckigen Dialogwillens und gegenseitigen Zuhörens ist", sagte der
Franziskaner laut einem Bericht der italienischen Tageszeitung „Avvenire" (Sonntag).
Pizzaballa hatte sich am Samstagnachmittag in seiner Heimatdiözese Bergamo geäußert,
wo er die Bischofsweihe empfing. Eine Lösung des Nahostkonflikts sei seiner Meinung
nach nicht durch „Unterdrückung der Unterschiede" möglich.
Auch Abkommen zu einem „Nichtangriffspakt" allein seien aus seiner Sicht nicht ausreichend,
wird Pizzaballa zitiert. Es müsse vielmehr „über alle Menschen in diesen Gebieten"
und über „die ganze Kirche der Frieden von Jerusalem" kommen. Dafür wolle er sich
einsetzen. Er bitte nicht nur um Frieden für Jerusalem, sondern auch um „den Frieden
von Jerusalem". Dieser lasse sich sofort finden, man müsse sich nur an das Letzte
Abendmahl Jesu erinnern.
Bischof für Jerusalem zu sein und im Namen des Papstes für die dortige Kirche und
die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land zuständig zu sein, sei „ohne Zweifel
eine schwierige Aufgabe", sagte der Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation,
Kardinal Leonardo Sandri, bei der Weihe des Franziskanerpaters laut italienischen
Medien. Diese Aufgabe könne jedoch auch mit „Freude und heiterer Entschiedenheit"
erfüllt werden, wenn sie „im Wort des Herrn verankert ist und nicht in menschlichen
Projekten", so Sandri.
Bei der Messe konzelebrierten der emeritierte Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal,
und der Bischof von Bergamo, Francesco Beschi, sowie etwa 30 weitere Bischöfe und
Erzbischöfe. Unter ihnen waren demnach auch die Apostolischen Nuntien in Israel, Palästina,
Jordanien, Libanon, Kuba, Singapur und Kanada. Einige ökumenische Delegationen waren
ebenso nach Bergamo gekommen, wie viele Franziskaner.
Der 51-jährige Franziskaner Pizzaballa war von 2004 bis Mai 2016 als Kustos Vorsteher
seines Ordens im Heiligen Land. Ende Juni wurde er vom Papst zum Nachfolger des pensionierten
Twal an der Spitze des Patriarchats ernannt - jedoch nicht im Rang eines Patriarchen.
Als Administrator hat er die Aufgabe, für eine Übergangszeit die Amtsgeschäfte zu
führen und eine Reihe offener Fragen und Probleme zu klären. Nach unbestätigten Angaben
aus Jerusalemer Kirchenkreisen soll diese Aufgabe zunächst auf zwei Jahre beschränkt
sein. Die Bischofsweihe finde nicht in Jerusalem statt, um den Eindruck zu vermeiden,
es werde ein neuer Patriarch installiert, hieß es weiter.
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die rund 60.000 bis 70.000 römisch-katholischen
Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet
von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des
Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als „Lateiner" bezeichneten.
Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das
Patriarchat neu.
(kap 11.09.2016 gs)
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