2016-09-11 14:43:00

Australien/Vatikan: Botschafterin spricht über Flüchtlingspolitik


Australien hat seine Botschaft beim Heiligen Stuhl aufgewertet. Vergangene Woche überreichte die neue Botschafterin, Melissa Hitchman, ihr Beglaubigungsschreiben im Vatikan: sie ist die erste Karrierediplomatin an dieser Stelle, das heißt, sie hat alle Stationen der klassischen Diplomatenausbildung ihres Landes durchlaufen und ist keine Quereinsteigerin wie ihre Vorgänger in der australischen Botschaft beim Heiligen Stuhl.

„Papst Franziskus ist ein Reformpapst und die australische Regierung unter Malcolm Turnbull ist innovativ“, zeichnete Melissa Hitchman im Gespräch mit unserem Sender eine Gemeinsamkeit auf, die sie bestärken wolle. Australien und der Heilige Stuhl hätten bereits eine ganze Reihe gemeinsamer Interessen, was in der Öffentlichkeit kaum bekannt sei: Konfliktlösung, Friedensarbeit, Kampf gegen Menschenhandel und Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit. Hitchmann deutete nach ihrer Begegnung mit Papst Franziskus und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin auch an, der Heilige Stuhl unterstütze Australien bei seiner Bewerbung für den Sitz im UN-Menschenrechtsrat 2018 bis 2020: „Auch hierin gibt es übereinstimmende Ansichten“.

Vorwürfe gegen Australiens Regierung im Zusammenhang mit Flüchtlingen und Asylsuchenden versuchte die neue Botschafterin mit Informationen zu entkräften. Sie sprach von einer „falschen Auffassung“, wonach Australien keine Fremden willkommen heiße und verwies darauf, dass Canberra jährlich 13.000 von der UNO anerkannte Flüchtlinge pro Jahr aufnehme, das sei „weltweit die höchste Wiederansiedelungsrate pro Kopf“. Zusätzlich habe Australien zugestimmt, 12.000 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak aufzunehmen. Jene, die nach Australien dürfen, sind Hitchmans Darstellung zufolge „unter den am stärksten Benachteiligten und jenen, die am längsten auf ihre Wiederansiedelung gewartet haben“.

Bootsflüchtlinge dagegen lässt Australien seit rund 15 Jahren nicht mehr ins Land, sondern schickt sie direkt auf zwei Inseln im Pazifik. Dort leben die Menschen in eingezäunten Lagern auf dem Inselstaat Nauru und der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Manus. Beiden Staaten zahlt Australien eine Entschädigung für die Aufnahme der Flüchtlinge. Erst seit kurzer Zeit regt sich bei der australischen Bevölkerung Widerstand gegen das automatische Abweisen von Bootsflüchtlingen.

Hitchman ist die erste Frau, die Australien als Botschafter an den Heiligen Stuhl entsendet. Das sei „eine bewusste Ernennung“ gewesen, so die Diplomatin. Australien habe eine „sehr starke Politik der Geschlechtergerechtigkeit“ und suche Partner dafür, so auch den Heiligen Stuhl. Hitchman erinnerte in diesem Zusammenhang an die Australierin Rosemary Goldie (1916-2010), eine Zeitzeugin des II. Vatikanischen Konzils, die lange Zeit als Untersekretärin im Laienrat wirkte und damit die Frau mit der höchsten Verantwortung in der Römischen Kurie war.

Diplomaten vertreten im Ausland stets die jeweilige Regierung ihres Staates. Zu ihren Aufgaben gehört es, zu erläutern, welche Position ihr Staat zu bestimmten politischen Fragen einnimmt. Zugleich sammeln sie Informationen und beobachten die Innen- und Außenpolitik des Landes, in dem sie arbeiten. 

(rv 11.09.2016 gs)








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