2016-09-09 09:12:00

„Letzte Gespräche“ mit Benedikt: Lob auf Franziskus


In einem neuerschienen Interview-Band gibt der emeritierte Papst Benedikt XVI. Auskunft über sein Leben und Wirken. Das Buch „Benedikt XVI. - letzte Gespräche" hat der deutsche Journalist Peter Seewald geschrieben, es ist an diesem Freitag  im Verlag Droemer & Knaur erschienen. Der 89-jährige emeritierte Papst, der zurückgezogen in den Vatikanischen Gärten lebt, äußert sich in dem langen Interview über seine Biographie, das II. Vatikanische Konzil, die Kirche in Deutschland, sein Pontifikat und seinen Rücktritt.

Über seinen Nachfolger sagt Benedikt, er habe mit der offenen Art von Franziskus keinerlei Probleme: „Im Gegenteil, ich finde das gut.“ Überhaupt sei es ermutigend, dass mit einem südamerikanischen Papst in der Weltkirche auch andere Gewichte zur Geltung gebracht würden – „und Europa nun auch von außen her neu missioniert wird“. Weiter kommt der emeritierte Papst zu dem Fazit: „Eine neue Frische in der Kirche, eine neue Fröhlichkeit, ein neues Charisma, das die Menschen anspricht, das ist schon etwas Schönes.“

Die direkte Zuwendung zu den Menschen, wie sie Franziskus praktiziere, hält sein Vorgänger für „sehr wichtig“. Zudem sei Bergoglio durchaus auch ein Papst der Reflexion. So werde aus seinen Schreiben „Evangelii gaudium“ oder auch aus seinen Interviews deutlich, dass er ein nachdenklicher Mensch sei, „einer, der mit den Fragen der Zeit geistig umgeht“. Zugleich sei er gewohnt, immer unter Menschen zu sein. „Vielleicht bin ich ja tatsächlich nicht genug unter den Menschen gewesen“, räumt der heute 89-Jährige selbstkritisch ein.

Franziskus habe auch den Mut, Probleme anzusprechen und nach Lösungen zu suchen, betont sein Vorgänger. Einen Bruch sieht dieser auch nicht bezüglich der Forderung nach einer Dezentralisierung der Kirche. Auch er habe sich immer gewünscht, dass die Ortskirchen möglichst lebendig in sich selber seien und „nicht so sehr der römischen Nachhilfe bedürfen“. Deshalb sei die Stärkung der Ortskirche auch etwas sehr Wichtiges. „Wobei immer auch wichtig ist, dass alle aufeinander und auf den Petrusdienst hin offen bleiben, denn sonst entwickeln sich leicht Politisierung, Nationalisierung und kulturelle Verengungen.“

Leichte Kritik schwingt in dieser Frage beim emeritierten Papst allerdings auch mit. Jene Bischöfe, die gegen die Zentralisierung seien, hätten zugleich entsprechende Initiativen vermissen lassen. „Insofern haben wir dann immer wieder nachgeholfen.“ Dabei gelte jedoch, je besser und lebendiger eine Ortskirche aus der Mitte des Glaubens lebe, desto mehr trage sie auch zum Ganzen bei.

(rv/kna/kap 09.09.2016 mg)

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