2016-09-08 10:59:00

Schweiz: Für und Wider bei Burkaverbot beschäftigt auch Bischöfe


Das Schweizer Stimmvolk wird wohl demnächst über ein Burkaverbot in der Bundesverfassung befinden. Derzeit werden Unterschriften für eine solche Volksinitiative gesammelt. Auch die Bischöfe in der Eidgenossenschaft beschäftigt dieses Thema. Es war einer der Hauptpunkte der jüngsten Versammlung der Bischofskonferenz, wie es in einer Medienmitteilung vom Donnerstag heißt.

Zur Burkadebatte sagen die Schweizer Bischöfe, dass sie die Diskussion darüber „als Zeichen einer ernst zu nehmenden Verunsicherung“ betrachten. Zum einen schütze die in der Schweiz gewährleistete Religionsfreiheit das Tragen religiöser Kleidung und anderer religiöser Zeichen im öffentlichen Raum, zum anderen aber müsse die Bekleidungsweise es auch erlauben, „sich jederzeit zu erkennen zu geben, um die Sicherheit und das friedliche Zusammenleben zu ermöglichen“, so die Mitteilung der Bischöfe unter dem Vorsitz des Westschweizer Bischofs Charles Morerod. Also: kein klares Ja oder Nein zu einem Burkaverbot. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der Präsident der Bischofskonferenz:

„Wir sind zumindest darüber einig, dass religiöse Bekleidung in der Öffentlichkeit erlaubt sein darf. Denn das betrifft ja auch uns Katholiken. Wir sind aber nicht einfach dafür, weil es uns selbst betrifft. Was die Burka-Frage konkret betrifft, so handelt es sich um eine Besonderheit. Es muss auf jeden Fall für alle möglich sein, die Identität der Person zu erkennen. Wir haben dies festgehalten und nicht mehr als dies gesagt.“

Im Südschweizer Kanton Tessin gilt seit diesem Frühjahr bereits ein kantonales Burkaverbot. Burkaträgerinnen in der Öffentlichkeit können mit bis zu 10.000 Schweizer Franken bestraft werden. Gegner dieses Verbots argumentierten, es schrecke „reiche Touristinnen“ aus islamischen Ländern ab, zum Schaden der einheimischen Wirtschaft. Nicht alle Burkaträgerinnen freilich sind reich, und so fallen Debatten um ein Verbot der Vollverschleierung oft auch mit jenen über Flüchtlinge in Europa zusammen. Die Schweizer Bischöfe haben die Migrantendebatte ebenfalls in ihrer Versammlung behandelt.

„Wir haben beschlossen, das Thema der Migranten in der Kirche genauer zu überprüfen. Das bedeutet konkret, die Organisation der katholischen Sprachmissionen in der Schweiz zu studieren. Vielleicht müssen wir da etwas ändern. Wir haben diesbezüglich einen Prozess in Gang gesetzt. Wir haben im Übrigen auch die gesamte Organisation der Bischofskonferenz mit ihren Ausschüssen gemeinsam überprüft und einige Änderungen beschlossen.“

„Offener und persönlicher“ Austausch mit Nuntius

An der Versammlung der Bischofskonferenz nahm auch der Apostolische Nuntius in Bern, Erzbischof Thomas Gullickson teil. Wie es in der Mitteilung der Bischofskonferenz hieß, bot der „brüderliche Besuch“ Gelegenheit, „zu einem offenen und persönlichen Austausch“.

Ein weiterer Austausch fand auch mit Vertretern der reformierten Kirchen statt: Die Herbst-Versammlung der Bischofskonferenz hatte von 5. bis 6. September im Schweizer Benediktinerkloster Fischingen stattgefunden. Im Anschluss an die Versammlung führten die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz und die Ratsmitglieder des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) in Fischingen eine zweitägige Klausurtagung durch.

Diese habe Gelegenheit zu einem freundschaftlichen Austausch und vertieftem theologischen und ökumenischen Gespräch geboten, hieß es im Anschluss. Besprochen wurden u.a. zwei für das bevorstehende Reformationsgedenken 2017 in Vorbereitung befindliche ökumenische Projekte.

„Das gemeinsame Nachdenken darüber hat uns erneut bewusst gemacht, dass wir unsere innerchristlichen Spaltungen überwinden müssen, wenn wir Gottes Auftrag entsprechen wollen“, sagte Kirchenbundpräsident Gottfried Locher: „Der Blick auf die gemeinsamen Herausforderungen bei der Weitergabe des christlichen Glaubens und angesichts der Nöte der Welt hilft uns dabei.“

(pm/rv/kath.ch 08.09.2016 mg)








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