2016-09-05 15:15:00

AfD-Wahlerfolg: „Wir werden als Kirche unsere Meinung sagen"


Mehr Stimmen als die CDU: Fremdenfeindlich und polemisierend hat die Partei AfD im Bundesland Mecklenburg Vorpommern einen Erfolg bei den Wahlen an diesem Sonntag eingefahren. Weniger Polarisierung und mehr Zusammenhalt: Das ist die Mahnung der katholischen Kirche zu diesem Wahlausgang. Das Ergebnis habe ihn nicht überrascht, sagt Berlins Erzbischof Heiner Koch, zu dessen Bistum der Vorpommern-Teil des Bundeslandes gehört. „Es ist eine große Herausforderung, 20 Prozent ist eben keine Splitterpartei mehr, die mal so auftaucht, sondern eine Partei, mit der man rechnen muss“, sagte Koch dem Kölner Domradio. „Die AfD Wähler, ich habe das hier in den letzten Wochen erlebt, kommen aus allen Schichten.“ Katholiken und Protestanten, Professoren wie Arbeiter, jung und alt. Man könne auch nicht mehr die Wähler einfach als Nazis abtun, so der Bischof, die Kirche müsse jetzt wirklich in die Offensive gehen.

Die Wahl wird als Protestwahl gegen die Willkommenskultur gesehen, für die Kanzlerin Angela Merkel steht, die aber auch von den Kirchen unterstützt wird. Erzbischof Koch liest das Wahlergebnis aber weiter: „Ich glaube nicht, dass es nur um die Flüchtlingspolitik ging. Die Parolen der AfD und deren Inhalte sind sehr stark von Angst besetzt. Es ist eine Angst, welche die Menschen spüren und die die AfD vielleicht auch wach ruft. Angst vor Europa, Angst vor dem Islam, Angst vor Migranten. Dahinter steckt eine große Unsicherheit. Wie soll es bei den vielen Umbrüchen und Veränderungen weiter gehen? Diese Grundstimmung, ohnmächtig und ausgeliefert zu sein, das ist das Tragende.“ Diese Polarisierung „Die da Oben und Wir da Unten“ zu überwinden, das werde die eigentliche Herausforderung sein.

Kirche werde sich weiterhin politisch und in Wort und Tat äußern, verspricht Erzbischof Koch. Es bringe nichts, Themen zu tabuisieren oder zu sagen, mit einigen Gruppen rede man nicht. „Wir werden aber als Kirche weiterhin unsere Meinung sagen. Das gehört zur Demokratie und auch zur Grenzziehung, die wir da vielleicht notwendigerweise ziehen müssen.“

 

(domradio 05.09.2016 ord)








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