Papst und Mutter Teresa: „Sie haben eine ähnliche Denkweise"

Mutter Teresa hat eine epochale Bedeutung für die Kirche, weil sie die Sehnsucht Gottes nach den Menschen in einer Zeit sichtbar macht, die glaubt, dass sie selber alles kann. So schätzt Leo Maasburg, langjähriger Begleiter von Mutter Teresa auf ihren Reisen und ehemaliger Leiter von Missio Österreich die Heiligsprechung von diesem Sonntag ein. „Sie hat versucht, dem Menschen diesen Durst und diese Sehnsucht Gottes nach den Menschen sichtbar und greifbar zu machen“, sagt Maasburg. Wer freiwillig helfe, wer sich den Armen nähere, dem helfe das ebenso wie er selber den Armen helfe.

Vorsichtig benutzt Maasburg deswegen auch den Titel der Kirchenlehrerin für Mutter Teresa, diese Dimension des Glaubens und der Barmherzigkeit sei wichtig für die ganze Kirche. „Durch ihr Tun hat sie der ganzen Kirche eine neue Priorität gegeben, sie hat die Armen wieder ins Bewusstsein der Menschen gerückt.“ Sie habe großen Wert darauf gelegt, nicht nur über die Armen zu sprechen, sondern mit ihnen. „Ich glaube, dass Papst Franziskus mit seiner Lehrautorität das tut, was Mutter Teresa mit ihrem Beispiel getan hat“, weist Maasburg auf die Aktualität dieser Sicht auf Arme in der Kirche hin. „In vielen Dingen zitiert Papst Franziskus Mutter Teresa, ausdrücklich oder implizit, ohne es zu sagen“, betont er die Nähe der beiden. „Sie haben eine ähnliche Denkweise. Der Mensch, und besonders der arme und bedürftige Mensch, steht in der Mitte des Interesses der Kirche.“ Er sehe in den Gesten des Papstes dasselbe Verhalten, wie es in Mutter Teresa zu sehen gewesen sei, „nur auf einem anderen Niveau.“ Man könne das etwa an seiner Reisepolitik sehen, er fahre zu den Armen, nicht in die europäischen Hauptstädte.

Dass die Heiligsprechung nun ins Jahr der Barmherzigkeit fällt, in dem Papst Franziskus dieses Thema noch einmal sehr stark in den Vordergrund rückt, sei „wenn es nicht so geplant war, dann aber doch wohlwollend angenommen“. Es passe jedenfalls wunderbar zusammen: die Heilige und der Papst der Barmherzigkeit.

(kap/rv 04.09.2016 ord)