2016-09-03 07:55:00

Äthiopien nach der Dürre: Hoffnung - und neue Krise


In Äthiopien, wo es über ein Jahr lang eine schwere Dürre gegeben hat, regnet es wieder. Mitte des Jahres kam der Segen von Oben, nachdem rund 15 Monate kein Tropfen mehr fiel, Ernten ausfielen, Menschen verhungerten, und an die 500.000 Nutztiere verendeten. Eine Delegation der Caritas der Diözese Bozen-Brixen ist gerade von einer Äthiopenreise zurückgekehrt. Radio Vatikan sprach mit Caritasleiter Franz Kripp über seine Eindrücke.

„Wir sind mit dem Bischof von Meki, Abraham Desta, herumgefahren und haben eine Modellfarm besucht. Dann wurden zu Ehren der Anwesenheit auch des Bischofs von Bozen-Brixen, Bischof Ivo Muser, und uns ein paar Maiskolben geerntet und ein Dankeslied gesungen um dem Herrn zu danken für diese Regenzeit und dass jetzt wieder eine Ernte möglich ist. Also Hoffnung blüht auf neben allem anderen was blüht.“

Tatsächlich gibt es Grund zur Hoffnung, meint Franz Kripp:

„Wenn der Regen weiter kommt und die nächsten Monate ein feuchtes Klima besteht, dann gibt es eine ganz große Chance, dass Äthiopien heuer eine sehr gute Ernte haben wird. Und das wird dann auch ermöglichen, dass Saatgut vorhanden ist, um im nächsten Jahr wieder neu zu säen. Was die Menschen aber auf jeden Fall weiter brauchen, ist Unterstützung und Begleitung, weil es auch in manchen Regionen weniger geregnet hat und dort diese Ernteausfälle weiter bestehen bleiben.“

So brauchen die Menschen weiterhin Nahrungsmittelhilfen wie das Verteilen von Weizen und Korn. Die Caritas der Diözese Bozen-Brixen hatte für die Menschen in der Dürreregion die Nothilfekampagne „Hunger macht keine Ferien“ gestartet, unterstützt darüber hinaus aber auch mehrere Hilfsprojekte für die ländliche Bevölkerung. Immerhin leben 80 Prozent der Menschen in Äthiopien von der Landwirtschaft.

So gibt es Trainingsfarmen, wo die lokalen Bauern bestimmte Methoden lernen können wie die Kompostierung oder es werden landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften gegründet. Für die Wasserversorgung unterstützt die Caritas Wasserbohrungen, hilft bei der Suche nach Quellen, beim Legen von Wasserleitungen und dem Bau von Brunnen, sodass ganze Stadtteile mit Wasser versorgt werden können. Die letzte Dürre war die wohl schwerste des Landes seit 50 Jahren und dennoch können die Menschen nicht darauf vertrauen, dass es die letzte war. Umso wichtiger ist die Prävention, meint auch Franz Kripp:

„Was ganz wichtig ist, ist die Menschen im landwirtschaftlichen Handeln auszubilden, auch alle Ressourcen zu achten. Und der Erosion entgegenzuwirken, das ist in Äthiopien ein großes Problem. Hier können auch präventive Maßnahmen gesetzt werden, damit ein längeres Durchhalten möglich ist. Und hier merken wir schon – das sagen auch die Caritas-Mitarbeiter vor Ort – dass die Regierung Äthiopiens dieses Mal durch präventive Maßnahmen auf Regierungsebene aber auch durch Nonprofit-Organisationen im Stande war, das Allerschlimmste zu verhindern.“

Die Dürre scheint zunächst überwunden, doch es braut sich ein neuer Konflikt im Land zusammen: Bei Protesten in Addis Abbeba und anderen Orten hat es mindestens 100 Tote gegeben. Verantwortlich ist dafür die Regierung:

„Wir haben erfahren, dass es von den 80 Ethnien des Landes bestimmte Bevölkerungsgruppen gibt, die es schwer haben, an bestimmte Rechte zu kommen. Nehmen wir das Recht auf Wasser, Straßenbau, Gesundheitsversorgung. Nicht alle werden in diesem Land gleich behandelt und das hat sich eben entladen. Die Regierung hat jetzt sehr hart durchgegriffen, es ist die Rede von bis zu hundert Toten im Laufe dieser Proteste. Und die Sache wird sicher weitergehen. Die Frage ist: Wie verhält sich der demokratische Staat Äthiopien insgesamt. Er steht sehr stark unter Druck auch unter den Nachbarländern. Und man wird sehen müssen wie es weitergeht. Die Regierung hat sicher kein Interesse, dass große Konflikte innerhalb des Landes aufbrechen und die momentan vorhandene Stabilität – in Anführungszeichen, denn sie ist eher eine mit Gewalt verordnete Stabilität – zu erhalten.“

(rv 30.08.2016 cz)

 








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