2016-08-18 11:17:00

Protestanten in Nahost: „Was ist unser Beitrag für die Zukunft?"


Im Nahen Osten wird die Reformation als bedeutendes Vermächtnis angesehen; sie steht aber auch für die ungewisse Zukunft einer kleinen und zersplitterten Minderheit. Das war der Konsens einer internationalen ökumenischen Konferenz an der kirchlichen Hochschule Near East School of Theology (NEST) in Beirut zum Reformationsjubiläum, wie der Pressedienst des Weltkrchenrats (ÖRK) am Donnerstag in Genf berichtet.

„Die Reformation ist für uns Protestanten ein großartiges Vermächtnis besonders in den Bereichen Bildung, soziale Dienste und Wissenschaft", sagte NEST-Präsident Georges Sabra bei der Konferenz, die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) finanziell unterstützt wurde. Aber angesichts der politischen und sozialen Probleme in der Region stellte Sabra auch die Frage „nach unserem Beitrag für die Zukunft". Diese Frage nach der Zukunft des Protestantismus im Nahen Osten sei aktueller denn je. In allen Ländern der Region stellten die christlichen Gläubigen nur eine verschwindend kleine Minderheit dar, und die protestantische Gruppe sei zudem besonders klein und dazu noch in sich zersplittert. An die protestantischen Kirchen in Nahost wurde auf der Konferenz die Bitte gerichtet, eine Führungsrolle bei der Aufnahme ökumenischer Kontakte zu charismatischen und pfingstlichen Bewegungen zu übernehmen.

Der Protestantismus im Nahen Osten hat eine kurze Geschichte: In der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen protestantische Missionare aus Nordamerika und Europa und brachten eine Idee der Reformation mit sich, die für Gewissensfreiheit und ein bibeltreues Leben stand. Sie gründeten Schulen und Universitäten, bauten Krankenhäuser und legten den Grundstein für eine umfassende Sozialarbeit. Diese Arbeit enthielt zwar auch Elemente des westlichen Kulturimperialismus, setzte aber gesellschaftliche Veränderungen in Gang, die noch heute nachwirken.

Protestantische Kirchen machen sich Sorgen um die Emigration, denn die protestantische Jugend wandert in großen Zahlen aus. „Wir sind historisch, theologisch und liturgisch im Westen und nicht im Osten verwurzelt wie die anderen Kirchen hier in der Region", sagte Sabra. „Für uns sind die Beziehungen zum Westen natürlich ein Segen. Aber wir müssen uns auch die Frage stellen, wer wir sind - dem Westen zugehörig? Oder sogar Fremde? Sollten wir unserer Identität eine östliche Prägung geben? Manche vermitteln uns das Gefühl, ein westlicher Irrläufer der nahöstlichen Kirchengeschichte zu sein", so der Theologe.

(kap 18.08.2016 ord)

 








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