2016-08-07 13:38:00

Türkei erwartet vom Vatikan „ein Zeichen der Sympathie"


Die Türkei erhofft vom Vatikan Rückhalt in ihrem Vorgehen gegen Putschverdächtige. „Wir  erwarten ein Zeichen der Sympathie“, sagte der türkische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mehmet Pacaci, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in einem am Sonntag verbreiteten Interview. Es gehe um „250 Märtyrer der Demokratie“, die wegen ihres Widerstands gegen den Umsturzversuch ums Leben gekommen seien.

Pacaci sagte, er habe dem vatikanischen Staatssekretariat die Sicht der Regierung über den Putsch vom 15. Juli intensiv dargelegt. Während sich der päpstliche Botschafter in Ankara schon entsprechend geäußert habe, heiße es aus dem Vatikan, der Fall werde noch studiert.

Auf die Frage nach einer möglichen Vermittlerrolle des Heiligen Stuhls angesichts der internationalen Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte Pacaci, wenn der Vatikan eine solche Initiative zur Versöhnung unternehmen wolle, werde die Türkei das willkommen heißen. Dass sein Land auf diplomatische Hilfe von außen angewiesen sei, nannte der Diplomat hingegen einen „Eindruck, der fälschlich und aus politischen Absichten erzeugt wird“. Man wünsche lediglich „ein besseres und objektiveres Verständnis der Situation“.

Dass die vergleichsweise milde Reaktion der Türkei auf eine Papstäußerung über den armenischen Genozid von diplomatischem Kalkül bestimmt gewesen sei, wies der Botschafter zurück. Zwar habe Franziskus im Juni in Eriwan „das 'G-Wort' benutzt, aber es fehlte im Redeskript“, sagte Pacaci mit Blick auf die ursprünglich vorbereitete Rede [in der vom Vatikan verbreiteten Ansprache steht allerdings die gesprochene Fassung einschließlich des vom Papst ausgesprochenen Wortes „Völkermord“, Anm.]. Hier habe die türkische Regierung zwischen der „persönlichen Initiative des Papstes und der Politik des Heiligen Stuhls“ unterschieden. Bei einer gleichlautenden Aussage des Papstes ein Jahr zuvor hatte Ankara seinen Botschafter für mehrere Monate abgezogen.

Pacaci sagte: „Wir wollen den Vatikan als guten Partner behalten, abgesehen von dieser Sache. Der Papst ist religiöser Führer von 1,2 Milliarden Katholiken. Damit ist er für uns sehr wichtig.“ Umgekehrt sei „die Türkei auch wichtig für den Heiligen Stuhl“.

(kna 07.08.2016 gs)








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