2016-07-29 09:16:00

Schweigen angesichts des Schreckens: Der Papst in Auschwitz


Alleine und schweigend schritt Papst Franziskus an diesem Freitag durch das Tor des Konzentrationslagers Auschwitz. Ein starkes Bild, gefolgt von vielen weiteren Bildern. Worte gab es nicht, der Papst hatte im Vorfeld bereits angekündigt, dort an den Orten des Schreckens keine Ansprache halten zu wollen, eine Entscheidung, für die er vor allem von den jüdischen Gemeinden sehr gelobt wurde.

Langsam wurde der Papst durch das so genannte Stammlager gefahren, zwischen den Backsteinbauten hindurch. Lange verweilte er auf einem Stuhl vor dem Appellplatz, wo noch der Galgen steht, an dem zahlreiche Häftlinge den Tod fanden. Am Block 11 des Lagers, dem so genannten Todesblock des Lagers, wurde er von Polens Ministerpräsidentin Beata Szydło begrüßt. Sie begleitete den Papst zur nahe gelegenen Erschießungsmauer, wo der Papst elf Überlebende des Schreckens der Lager begrüßte. Wie beim Besuch des Papstes in Yad Vashem waren es einzelne, intensive und sehr persönliche Begegnungen, der Papst war sichtlich bewegt.

Papst Franziskus blieb einige Zeit an der Mauer stehen, an der bis zur Errichtung der Krematorien und Gaskammern in Birkenau 1943 Tausende von Opfern erschossen wurden. Diese Mauer, welche von den SS-Schergen selbst abgerissen worden war, wurde auf Wunsch von Überlebenden nach dem Krieg zum Gedenken wieder errichtet.

Im selben Block 11 befindet sich auch die Hungerzelle, in der Pater Maximilian Kolbe im August 1941 durch eine Giftspritze starb. Auch hierhin ging der Papst, still und betend im Dunkel der Zelle.

Besuch in Birkenau

Der zweite Teil seines Besuches im Doppellager führte den Papst dann ins Vernichtungslager Birkenau, nicht weit entfernt vom Stammlager, an den Ort der Gaskammern und der industriellen Vernichtung menschlichen Lebens. Der Papst wurde an der Rampe entlang gefahren, an der einst die Gefangenen getrennt wurden - die einen wurden zu Arbeitssklaven bestimmt, andere direkt in die Gaskammern getrieben. Franziskus begab sich anschließend zu den Gedenktafeln am zentralen Mahnmal und traf 25 so genannte „Gerechte unter den Völkern“, also Menschen, die damals allen Gefahren für das eigene Leben zum Trotz vor allem Juden versteckt und so viele von ihnen gerettet hatten.

Auch in Birkenau herrschten Stille und Gebet vor, es gab keine Ansprachen und wenig symbolische Handlungen. Einen Augenblick des gemeinsamen Betens fand der Besuch dann im Gesang des Psalms 130. Ein Rabbiner sang ihn auf Hebräisch vor, während ein Priester einer Gemeinde, die während des Krieges Juden versteckt hatte, ihn auf Polnisch vorlas. 

Papst Franziskus war der dritte Papst, der in das Doppellager Auschwitz-Birkenau gekommen war, das Symbol schlechthin für die Vernichtungspolitik der Nazionalsozialisten.

(rv 29.07.2016 ord)








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