2016-07-24 09:00:00

Humor, Witz und Glauben: Gott hat eine Menge zu lachen


Humor ist eine Grundhaltung, die man zum Teil lernen kann, und hat auch mit dem Glauben zu tun. Das sagt der Humorberater und katholische Theologe Thomas Holtbernd. „Wenn ich davon ausgehe, dass Lachen etwas mit Befreiung zu tun hat, dann ist das unmittelbar mit dem Glauben verbunden.“ Holtbernd gehört zu den Mitgründern der Gesellschaft zur Förderung des Humors, die ihrerseits Humorberater ausbildet: Lehrer Pflegekräfte und andere Berufe werden darin geschult, humorvolle Aspekte in ihre Arbeit einzubauen. „Es zeigt sich, dass Lehrer, die humorvoll sind, viel besser ankommen als Lehrer, die alles sehr ernst nehmen,“ sagt Holtbernd.

Üben kann man Humor zunächst einmal dadurch, dass man sich bewusst macht, was eigentlich zum Beispiel bei einem Witz passiert. Hier geht es um Lockerung und innere Freiheit, weniger um das schnelle komisch sein, wie es die Comedians im Fernsehen tun, sondern um einen Humor, den die Menschen einem auch abnehmen: „Wenn ich mir das anschaue, was im Fernsehen als Comedy angeboten wird, dann habe ich den Eindruck, dass sich da Leute hingesetzt haben und dann Witze gesucht. Aber das ist nicht wirklich humorvoll.“

Comedy ist oft nicht witzig

Außerdem gibt es eine Form von Lachen, die gar nichts mit Witz zu tun hat, sondern mit Begegnung: zwei Menschen treffen aufeinander, und dann lacht man.

Bei der Feststellung, dass er ja auch Theologe sei, muss der Humorberater erst einmal lachen. Er könne viele Dinge entdecken, die das Christentum fröhlicher machen, sagt er, und er könne sich auch nicht vorstellen, dass Jesus, der ja Mensch geworden sei, nicht auch gelacht habe. Lacht Gott? Wenn er auf die Menschen blickt, bestimmt: „Dann hat der eine Menge zu lachen.“

„Glaube ist etwas, was mich befreit, was mich hoffnungsvoll und optimistisch sein lässt, und das ist quasi schon Humor“, sagt er. Grenzen des Humors will er nicht gelten lassen, wenn es gute Witze sind, würde er auch über Judenwitze lachen. Die Frage ist nur, ob man sensibel genug sei und sich nicht gegen jemanden richte oder über jemanden erhebe. „Manchmal sollte man sich einen Witz verkneifen, weil man weiß, dass dieser Witz Aggression erzeugt“, rät der Humorspezialist.

„Ich lache ja nicht über den Menschen“

„Ich lache dann ja nicht über den Menschen, den Muslim oder den Juden, sondern weil der Witz so gut ist und er in mir etwas löst, vielleicht ein Vorurteil anspricht, was mir dadurch erst bewusst geworden ist“. Sobald man über Menschen lache, sterbe das Lachen.

Das sei aber nicht dasselbe wie die Political Correctness, denn die wolle etwas Menschliches über Regeln einfangen. „Davon halte ich nicht viel, es ist wichtiger, nicht etwas durch Regeln einzugrenzen, sondern bewusst mitzubekommen, was ich tue. Der Witz und der Humor sind eine Möglichkeit uns bewusst zu machen, was wir eigentlich denken.“ Wenn das begrenzt werde, sei das gefährlich, denn die Aggression werde sich dann einen anderen, unkontrollierbaren Weg suchen.

Was ist eigentlich Humor?

Was genau Humor sei, sei schwer zu sagen. Das habe mit Ausgeglichenheit zu tun, mich sich und der Welt zufrieden sein ohne gleichzeitig alles gut zu finden, in dieser Haltung verortet Holtbernd den Humor. Neue Aufgaben und Herausforderungen ließen sich zum Beispiel besser bewältigen, wenn man lerne, humorvoll damit umzugehen.

Und Humor hilft auch beim Christentum. „Ich glaube, das geht ohne Humor gar nicht“, sagt der Theologe und Humorberater. Und den Christen stehe es gut an, freier, fröhlicher und erlöster auszusehen. Humorvoller eben.

(rv 24.07.2016 ord)








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