2016-07-24 15:08:00

Ökumenisches Patriarchat prüft Autokephalie-Wunsch Kiews


Das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel hat auf den umstrittenen Appell des ukrainischen Parlaments an Patriarch Bartholomaios I. reagiert, der „orthodoxen Kirche in der Ukraine“ die Autokephalie (Selbstständigkeit) zuzuerkennen. Zugleich solle damit der Akt von 1686, durch den die Metropolie von Kiew dem Moskauer Patriarchat zugeordnet wurde, als „ungültig“ erklärt werden. Die ökumenische Stiftung „Pro Oriente“ berichtete am Sonntag über eine offiziellen Erklärung aus dem Phanar dazu: Darin heiße es „lapidar“, der Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats habe unter dem Vorsitz von Bartholomaios I. das Verlangen des ukrainischen Parlaments geprüft und beschlossen, „die Frage der zuständigen Synodalkommission zum Studium zuzuweisen“.

Das ukrainische Parlament hatte mit klarer Mehrheit für das genannte Anliegen an den Ökumenischen Patriarchen gestimmt. Begründung: Die Zuordnung des Kiewer zum Moskauer Patriarchat sei wegen „Verletzung der kanonischen Bestimmungen“ ungültig, weshalb ein Vereinigungskonzil für die gespaltene ukrainische Orthodoxie einzuberufen und die Autokephalie einer vereinten orthodoxen Kirche der Ukraine anzuerkennen sei.

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings drei verschiedenen Kirchen an: entweder der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, dem 1992 gegründeten Kiewer Patriarchat oder der vor etwa 90 Jahren entstandenen „Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche“. Einzig die mit Moskau verbundene Kirche wird von der Weltorthodoxie anerkannt.

Würde das Ökumenische Patriarchat dem Appell aus Kiew folgen, würden sich die ohnehin belasteten Beziehungen zwischen Konstantinopel und dem Moskauer Patriarchat weiter verschlechtern. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte ihre Teilnahme am panorthodoxen Konzil im Juni auf Kreta - dem ersten aller orthodoxen Landeskirchen seit dem Mittelalter - kurzfristig abgesagt und danach von einer bloßen „Versammlung“ ohne Autorität für die Weltorthodoxie gesprochen. 

(kap 27.07.2016 pdy)








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