2016-07-23 14:37:00

Nacht der Angst in München: Zuflucht auch in Kirchen


 

Der Amoklauf in München hat die gesamte Stadt bis in die frühen Morgenstunden in den Ausnahmezustand versetzt. Ein Schüler hatte neun junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren getötet, anfangs ging die Polizei von einem Terrorakt aus und suchte bis zu drei flüchtige bewaffnete Täter. Der letzte Stand der Ermittlungen ist, dass es sich um den Amoklauf eines 18-jährigen handelte, der keinerlei Verbindungen zu internationalen Terrororganisationen hat.

Doch trotz der Panik und des Entsetzen während der Nacht haben die Menschen mit überwältigender Solidarität auf die Notlage reagiert und Unbekannten ihre Wohnungen geöffnet, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten.

Während der schlimmen Stunden am Freitagabend haben auch viele haupt- und ehrenamtlich Engagierte der Münchner Kirchengemeinden den Menschen zur Seite gestanden. Mitten in der Fußgängerzone München liegt die Jesuitenkirche St. Michael. Auch hier fanden viele Menschen Zuflucht, berichtet Kirchenrektor Pater Karl Kern, der zu diesem Zeitpunkt gerade seine Abendmesse beendet hatte. „Dann merkte ich, es drängen viele Menschen in die Kirche hinein, suchen Schutz. Natürlich alle mit Handy und sehr aufgeregt. Wir haben dann die Kirche aufgelassen. Als sich die Lage etwas beruhigt hatte, gingen einige wieder. Aber 30 bis 40 blieben. Und dann haben wir ihnen gegen zehn Uhr etwas zu essen und zu trinken gegeben und haben sie in unseren Räumen übernachten lassen.“

Auch seelsorgerische Unterstützung war in diesen Stunden sehr wichtig, sagt Kirchenrektor Pater Kern: „Man versucht natürlich in dieser Situation Ruhe zu verbreiten, damit nicht unnötige Panik entsteht. Ich bin auch immer wieder zu den Polizisten gegangen, um auch aktuelle Informationen mitteilen zu können. Wichtig ist zu informieren und zu sagen: Wir bewahren die Ruhe. Manche haben gebetet. Bei der Gruppe, die da blieb - das waren Spanier, Menschen aus Osteuropa, Deutsche – hat sich in dieser Notsituation eine menschliche Solidarität entwickelt, die spürbar war und auch eine große Dankbarkeit. Sie sagten: Es ist schön, dass wir hier die Nacht verbringen können.“

Weltweit reagierten Politiker und Kirchenvertreter mit Bestürzung auf den Amoklauf. Auch der emeritierte Papst Benedikt wurde über die Vorkommnisse auf dem Laufenden gehalten und betet für die Opfer und ihre Familien. Das berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Erzbischof Georg Gänswein, seinen Privatsekretär. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte: „An vielen Orten vergiften Gewaltakte unser gesellschaftliches Klima mit Angst und Schrecken“. Er rief die Menschen zum Gebet für alle von Gewalt und Terror Betroffenen auf. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt über die Tat, „wir trauern mit schwerem Herzen“, sagte sie. Auch die Präsidenten der Vereinigten Staaten und Frankreichs, Barack Obama und Francois Hollande, sowie weitere Spitzenvertreter der internationalen Politik versicherten Deutschland ihrer Solidarität.

 

(rv 23.07.2016 mch)








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