2016-07-21 09:30:00

Südsudan: Die Gewalt eskaliert


Der Südsudan kommt nicht zur Ruhe. Im Jahr 2011 löste sich nach einem Jahrzehnte andauernden Bürgerkrieg der Süden vom Rest des bitterarmen Landes und wurde unabhängig. Die wirtschaftliche Lage und die Versorgungssituation im Südsudan haben sich seitdem aber kaum verbessert. Hinzu kommen seit über zwei Jahren gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen oppositionellen Kräften und Regierungsanhängern mit inzwischen 50.000 Toten und zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Die Kämpfe sind jüngst wieder aufgeflammt, so dass auch für Entwicklungshelfer die Situation vor Ort immer gefährlicher und schwieriger wird.

Die Leute haben Angst

Sebastian Kämpf ist seit sieben Jahren für die Caritas der Diözese Wau im Südsudan tätig. Er ist jetzt wegen der gefährlichen Lage nach Hause zurückgekehrt. „Die Situation ist sehr unübersichtlich, weil es an verschiedenen Stellen im Land Kämpfe gegeben hat, auch schwere Kämpfe. Die Leute haben Angst, das spürt man. Die ziehen sich zum Teil in ihre Stammesgebiete zurück, um nicht anderen Stämmen ausgeliefert zu sein. Es gibt sehr viel Misstrauen, Hass und vor allem sehr große Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung“, sagte Kämpf im Gespräch mit dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger". Die Ursachen für die Gewalt im Südsudan sieht der  Entwicklungsberater vor allem in ethnischen Spannungen in dem Land, in dem 60 verschiedene Stämme zu Hause sind: „Es ist ein klassisches Problem in Afrika, aber auch in anderen Teilen der Welt, dass Pastoralisten, also Viehhirten, mit Farmern kollidieren, wenn diese sich in der Trockenzeit auf der Suche nach Futter für ihre Tiere in deren Felder reingehen. Der andere Grund, warum es jetzt eskaliert, ist das individuelle Machtstreben einzelner Leute, die bestimmte ethnische Gruppen anführen, und die rücksichtslos versuchen, ihre eigenen Ziele durchzusetzen.“

Teure Nahrung

Die örtliche Währung hat in den letzten eineinhalb Jahren 90 Prozent ihres Wertes verloren, Nahrungsmittel sind fast unbezahlbar geworden. „Darüber hinaus bringt der aktuelle Konflikt das Problem mit sich, dass viele Gegenden unsicher geworden sind und deswegen viele Leute nicht mehr auf die Felder gehen und selber Nahrungsmittel produzieren können. Das heißt: Sie sind mehr denn je auf den Markt mit seinen astronomischen Preisen angewiesen.“ Sebastian Kämpf, der in den Südsudan zurückkehren will, sobald sich die Situation entspannt hat, empfiehlt der internationalen Politik: „Die internationale Gemeinschaft hat sich in den letzten Monaten relativ konsequent verhalten. Man hat international neue Kredite verwehrt und hat gesagt: Erstmal müsst ihr, die Mächtigen, sehen, dass ihr einen Friedensprozess startet und in Gang haltet. Und erst dann sind wir bereit, euch neue Kredite zu geben. Ich denke das ist der einzige Weg. Es geht nur so, von internationaler Seite, eben auch durch Hilfestellungen an lokale Partner, die verlässlich sind wie Kirchen oder kirchliche Hilfswerke, die vor Ort mit den vielen Freiweilligen und den festangestellten Mitarbeitern die einfachen Leute mit Hilfsmaßnahmen zu erreichen." 

 

(rv 21.07.2016 mch)








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