Kroatien/Serbien: Katholisch-orthodoxe Kommission tagt erstmals

Die gemischte katholisch-orthodoxe Kommission, die sich mit der Rolle des kroatischen Kardinal-Primas Alojzije Stepinac (1898-1960) während des Zweiten Weltkriegs befassen soll, ist am Dienstag in Rom zu ihrer ersten Sitzung zusammengetreten. Wie serbische und kroatische Medien berichten, geht es bei der auf zwei Tage anberaumten Sitzung zunächst um die einvernehmliche Festlegung der Arbeitsmethode. Papst Franziskus hatte im Hinblick auf die geplante Heiligsprechung des Kardinals die Einsetzung einer solchen gemischten Kommission gewünscht.

Das serbisch-orthodoxe Patriarchat hatte sich bezüglich einer möglichen Heiligsprechung von Kardinal Stepinac brieflich an den Papst gewandt und schwere Bedenken im Hinblick auf die Rolle des Kardinals während der Zeit des kroatischen faschistischen Satellitenstaates NDH unter Ante Pavelic geäußert. Der Papst regte daraufhin die Bildung der interkonfessionell besetzten Kommission an.

Der Leiter des serbischen Studienzentrums für Religion, Politik und Gesellschaft, Nikola Knezevic, bezeichnete am Montag im Gespräch mit Journalisten die Bildung der gemischten Kommission als „weise Entscheidung“, die auch den Respekt gegenüber der orthodoxen Kirche und dem serbischen Volk zum Ausdruck bringe. Die historischen Streitfragen im Hinblick auf die Beurteilung der Rolle Stepinac' könnten nur „im Dialog“ gelöst werden. Er sei allerdings nicht übermäßig optimistisch, weil der Streit darüber schon so lang dauere und es bisher zu keiner Annäherung der Standpunkte gekommen sei, so Knezevic.

Dass der Prozess gegen Stepinac im Jahr 1946 ein typischer tito-kommunistischer manövrierter Schauprozess gewesen sei, stehe heute außer Zweifel. Zugleich müsse man aber auch feststellen, dass sich der Kardinal zu wenig gegen die verbrecherischen Zielsetzungen und Handlungen des Ustascha-Regimes gewandt habe. Stepinac wurde 1998 von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer seliggesprochen.

(kap 12.07.2016 sk)