2016-07-07 13:41:00

D: „Moderner Mensch drückt sich vor eigener Endlichkeit“


Das eigene Leben als endlich anerkennen und im sozialen Miteinander gestalten statt in Wellness und Selbstverwirklichungsfantasien zu fliehen: Dazu rät der Frankfurter Jesuit Michael Sievernich. „Es gibt heute eine Tendenz, die alles auf das Wohlfühlen des Ichs konzentriert“, sagte er dem Magazin „Forschung Frankfurt“ der Goethe-Universität. 

Der moderne Mensch müsse neu lernen, sein „befristetes Leben“ auszufüllen und ethisch zu gestalten. Vielen falle es schwer, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren, weil sie alles selbst machen wollten und sich - christlich gesprochen - nicht mehr auf göttliche Gnade einließen.

Inzwischen glaubten rund 20 Prozent aller Deutschen an die Reinkarnation, also an buddhistische oder hinduistische Vorstellungen einer Wiedergeburt, sagte Sievernich, der bis zum Jahr 2000 die Philosophisch-Theologische Jesuitenhochschule Sankt Georgen geleitet hat. Dahinter verberge sich die Sehnsucht, mehr Lebenszeit zu gewinnen.

Zugleich beobachtet der Theologe, wie Wirtschaft, Sport, Kunst oder Werbung versuchten, religiöse Elemente für ihre Zwecke zu nutzen. „Verschiedene Bereiche plustern sich 'religioid' auf, um sich besser darzustellen“, sagte der Geistliche. Selbst das Apple-Logo, der angebissene Apfel, sei „natürlich“ eine Anspielung auf die biblische Erzählung vom Apfel, den Eva vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse
pflückt.

(kna 07.07.2016 sk)








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