2016-07-08 09:00:00

Salesianer: Hoffen auf gute Zusammenarbeit mit der Türkei


Zum kommenden 1. September 2016 wird die Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos eine neue Niederlassung erhalten. Diese befindet sich weder in Deutschland noch der deutschsprachigen Schweiz, sondern… in Istanbul. Bislang war die Salesianerprovinz „Mittlerer Orient“ für diese Niederlassung zuständig. Die auf den ersten Blick kurios scheinende Entscheidung des römischen Generalkapitels, die nach eingehenden Konsultationen mit den Deutschen Ordensbrüdern und der betroffenen türkischen Niederlassung getroffen wurde, hat aber sehr plausible Gründe, erläutert uns im Gespräch der Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, Pater Josef Grünner.

Pater Grünner: „Es war für uns überraschend, dass die Anfrage aus der Generalprovinz kam, uns diese Niederlassung zu uns zu geben. Aber der Grund, aus dem sie ausgegliedert werden sollte, wurde uns vom Generaloberen und seinem Rat so vermittelt, dass die Region insgesamt derzeit in einer schwierigen politischen Situation ist und dass das auch unsere Mitbrüder und Einrichtungen in diesen Ländern betrifft. Wir sind in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens tätig, im Libanon, Syrien, Palästina, auch im Iran und bis nach Ägypten. Die Aufgaben, die die Brüder dort wahrzunehmen haben, werden immer schwieriger, und deshalb hat man sich offensichtlich dazu entschieden, sich dort stärker auf die Länder arabischer Sprache zu konzentrieren und die Niederlassung in der Türkei, die ja von dort aus auch weit weg ist, noch einmal in andere Hände zu geben.“

RV: Warum hat man sich denn dazu entschlossen, ausgerechnet der Deutschen Provinz diese Niederlassung anzuvertrauen?

Pater Grünner: „Da haben wir natürlich auch nachgefragt, aber es ist auch aus verschiedenen Gründen plausibel. Zum einen haben unsere übrigen europäischen Provinzen auch solche Partnerschaften oder haben andere Niederlassungen beispielsweise aus Osteuropa, Afrika oder woanders her in ihre Provinzen hineingenommen. Wir in der deutschen Provinz hatten bisher noch keine solche Präsenz außerhalb Deutschlands bzw. der deutschsprachigen Schweiz. Ein anderes Argument waren die bisherigen guten diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei, so dass hier auch eine gewisse Nähe besteht. Ein anderer sehr wichtiger Grund ist, dass wir in der Türkei mit den Schulen, die wir dort haben, mit vielen Angestellten arbeiten. Auf diesem Gebiet haben wir in Deutschland sehr wichtige Erfahrungen vorzuweisen und sind uns auch vom pädagogischen Ansatz her recht nahe.“

RV: Sie haben die guten diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei erwähnt, die momentan etwas belastet sind. Kann denn diese Situation einen Einfluss auf Ihre Arbeit mit der Istanbuler Niederlassung der Salesianer haben?

Pater Grünner: „Ich bin eigentlich trotz dieser schwierigen Situation im Augenblick recht hoffnungsvoll, dass wir, wenn wir diese Zusammenarbeit jetzt stärker beginnen, sowohl im kirchlichen als auch staatlichen Bereich Kontaktpartner finden, die sich beispielsweise im interreligiösen Dialog, für interkulturelle Zusammenarbeit oder im ökumenischen Dialog engagieren, so dass wir auf diesem Gebiet auch noch stärker einsteigen können.“

RV: Nun wurde Istanbul ja gerade von einem schrecklichen Attentat erschüttert. Haben Sie denn Nachrichten aus der Niederlassung, ob das etwas an der täglichen Arbeit dort ändert?

Pater Grünner: „Ich habe jetzt keine ganz aktuellen Nachrichten, aber als wir an Ostern das letzte Mal da waren, war die Lage ja auch schon sehr angespannt, es hatte da schon Attentate gegeben. Zum einen hatten uns die Mitbrüder gebeten, nicht auf den zentralen Taxenplatz zu gehen, der sich in der Nähe unserer Einrichtung befindet, weil es doch gefährlich sein könnte. Zum anderen konnte ich etwas Sorge heraushören in Hinblick auf die zukünftige politische Situation, und wie damit die Rahmenbedingungen für unsere Arbeit sich verändern könnten.“

(rv 01.07.2016 cs)

 








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