2016-06-29 10:53:00

Lutherjahr 2017: „Egal ob Feier, Jubiläum oder Gedenken“


Mit drei Königshäusern fängt es an: Das Lutherjahr 2017 hat im Oktober, was Sachsen-Anhalt und die Lutherstädte angeht, seinen ersten Höhepunkt: die Königsfamilien Dänemarks, der Niederlanden und Schwedens kommen und eröffnen damit gleichsam die Besuche und Festlichkeiten. Das Bundesland Sachsen-Anhalt ist gut vorbereitet, wie Ministerpräsident Reiner Haselhoff in dieser Woche in Rom berichtete. Er ist auf Werbetour in der ewigen Stadt und Pater Bernd Hagenkord hat mit ihm gesprochen.

Er ist ein seltenes Wesen: geboren in der Reformationsstadt Wittenberg, aber katholisch. Ministerpräsident Reiner Haselhoff ist persönlich ökumenisch geprägt, bringt diese Anliegen aber auch von Amts wegen mit, schließlich liegen ein großer Teil der Reformationsstädte Luthers in seinem Bundesland. „Ich wünsche mir, dass es klare ökumenische Zeichen gibt“, sagt Haselhoff im Interview mit Radio Vatikan. „Es ist schwierig möglich, dieses Jahr ohne die anderen Konfessionen und isoliert nur für sich zu begehen. Egal, ob wir dazu Feier oder Jubiläum oder Gedenken sagen, es ist als ein Christusfest vereinbart und dazu gehört, dass man auch theologisch konkret einen Schritt weiter kommt. Ich hoffe, dass es am 31. Oktober auch gelingen wird. Dass er diesen Termin wahrnehmen wird, hat der Papst mir schon vor einem Jahr gesagt, dass er nicht nach Wittenberg kommt, war auch klar. Dass es ein starkes ökumenisches Zeichen geben soll, das ist wichtig.“

Dass sich ein Ministerpräsident so stark kirchlich engagiert und diese Anliegen des Reformationsgedenkens aufgreift und aktiv bewirbt, hat auch einen tieferen Grund: „Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass wir neben der staatlichen Aufgabe auch eine Aufgabe darin sehen, in dem inzwischen religionsfernsten Bereich Europas einen Ansatz zu suchen, wie man erst einmal einen interkonfessionellen und dann interreligiösen Diskurs führt.“ Es sei eine Herausforderung für die Religionen insgesamt, wenn man über den jeweils eigenen Tellerrand hinaus wirken wolle, so Haselhoff. Man brauche nur die Flüchtlingsdebatte zu betrachten, um die Wichtigkeit von Offenheit und Dialog zu sehen.

Es gibt auch für den Staat viel zu tun. Sachsen-Anhalt hat bereits viel investiert, um die Lutherstätten als Weltkulturerbe strahlen zu lassen, so der Ministerpräsident. „Das zweite ist, dass natürlich der Fokus aller kirchlichen evangelischen Aktivitäten schon in diesem Jahr, aber besonders dann im nächsten Jahr sich stark auf Wittenberg kaprizieren werden. Das heißt, wir werden auch als Land Sachsen-Anhalt ein guter Gastgeber und weltoffen sein wollen.“

Was aber nicht heißt, dass es nicht auch persönliche Gründe gibt, sich für das Reformationsgedenken 2017 einzusetzen, aus Reiner Haselhoff spricht auch der Katholik aus Wittenberg. „Das ist einem in Fleisch und Blut übergegangen, beziehungsweise hinein gelegt, denn ich stamme aus einer so genannten Mischehe, mit beiden Konfessionen bin ich groß geworden. Und war immer mit evangelischen Freunden zusammen in der DDR in einer absoluten Minderheitenrolle. Und das schweißt zusammen.“

 

(rv 29.06.2016 ord)








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