2016-06-23 13:43:00

Panorthodoxes Konzil: Kontroverse Debatte über Ehe


Das panorthodoxe Konzil auf Kreta hat am Donnerstag seine Beratungen mit dem Thema Ehe und Ehehindernisse fortgesetzt. Die Beschlussvorlage dazu ist die einzige, die nicht zuvor mit der Unterschrift aller 14 orthodoxen Kirchen in das Konzil eingebracht wurde. Die Patriarchen von Georgien und Antiochien hatten den Entwurf bei der Vorbereitungsversammlung im Januar in Chambésy bei Genf nicht unterzeichnet, beide sind dem Konzil ferngeblieben.

Laut dem Entwurf ist die Ehe zwischen orthodoxen und nichtorthodoxen Christen zwar „verboten“, kann aber „aus Barmherzigkeit und Menschenliebe“ gesegnet werden - im Unterschied zu der „kategorisch verbotenen“ Ehe mit Nichtchristen, auch Juden. Weiter heißt es in dem Entwurf: „Die orthodoxe Kirche erklärt die heilige Natur der Ehe als ihre fundamentale und unumstrittene Glaubenslehre. Der freie Bund von Mann und Frau ist eine unverzichtbare Bedingung für die Ehe.“ Beklagt wird ein organisierter Druck auf die Kirche, neue Formen des Zusammenlebens anzuerkennen. Die Georgier hatten eine ausdrückliche Verurteilung von Homosexualität gefordert.

Keine Fasten-Erleichterungen

Das Thema Fasten war überraschend schon am Mittwochabend behandelt worden. Das Dokument bekräftigt die Einhaltung der geltenden strengen Fastenregeln in der orthodoxen Kirche und enthält – anders als in früheren Phasen der Konzilsvorbereitung angedacht – keine Lockerungen angesichts der heutigen Arbeits- und Lebenswelten. Die konkrete Anwendung der Regeln wird jedoch den Ortsbischöfen anheimgestellt.

In der Diskussion über den Text wurde auch auf die Diskussionen des Zweiten Vatikanischen Konzils der katholischen Kirche (1962-1965) verwiesen, wie aus Teilnehmerkreisen verlautete. Es hatte die Zahl der für Katholiken gebotenen Fastentage deutlich reduziert und auf die Gewissensentscheidung der Gläubigen verwiesen. Dies habe zu einem drastischen Einbruch des Fastens bei den Katholiken geführt.

Mit der Verabschiedung der „Wichtigkeit des Fastens“ beendete das Konzil am Mittwochabend auch seine erste Sitzungshälfte. Die 166 Konzilsväter aus 10 der 14 eigenständigen orthodoxen Kirchen seien eifrig bei der Arbeit, hieße es beim Pressebriefing in Kolymbari. Wie es hieß, habe es „lebhafte“ Diskussionen gegeben, für nicht wenige der Bischöfe sei das eine durchaus neue Erfahrung. Und von den Störfeuern der vier fernbleibenden Kirchen, allen voran des Moskauer Patriarchats, das der Versammlung auf Kreta den Status eines „panorthodoxen“ Konzils abspricht und es nur als „Treffen“ ansieht, lasse man sich nicht beirren.

Bartholoamais führt mit Entschiedenheit

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., trat in den drei Tagen als engagierter Vorsitzender und zentrale Figur dieses Konzils hervor. Er leitete die Sitzungen konzentriert, wie Teilnehmer berichteten. Das vielleicht wichtigste Ergebnis von Kreta könne eine Institutionalisierung dieser „Heiligen und Großen Synode“ als oberstes Organ der Orthodoxie werden, heißt es. Das würde regelmäßige Sessionen bedeuten. Bartholomaios I. halte einen Turnus von sieben bis zehn Jahren für sinnvoll, andere schlugen noch häufigere Tagungen vor.

Dies würde dem Konzil seinen außerordentlichen Status nehmen und es zu einem echten Arbeitsorgan machen. Außerdem böte es den jetzt Ferngebliebenen die Möglichkeit, sich ohne Gesichtsverlust an künftigen Sessionen zu beteiligen.

In der zweiten Hälfte des Konzils geht es unter anderem um das Verhältnis der Orthodoxie zur übrigen Christenheit, deren Gläubige bisher von lautstarken Kreisen in mehreren Kirchen allesamt als „Häretiker“ verurteilt werden. Die Abschlusssitzung, zu der auch die Gäste aus der Ökumene wieder eingeladen sind, findet am Samstagnachmittag statt. Der Schlussgottesdienst wird am Sonntag in der Petrus-Paulus-Kirche von Chania gefeiert.

(kap 23.06.2016 sk)








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