2016-06-22 14:05:00

Generalaudienz: Berührt die Armen!


An diesem Mittwoch hat Papst Franziskus gemeinsam mit den bei der Generalaudienz anwesenden Pilgern sein persönliches Abendgebet gebetet. „Uns dem Willen Gottes anzuvertrauen“, so der Papst während seiner Katechese über die Heiligung des Aussätzigen, von der das Lukasevangelium berichtet, „bedeutet in der Tat, uns seiner unendlichen Barmherzigkeit zu unterwerfen. Ich möchte euch etwas persönliches anvertrauen, jeden Abend, bevor ich ins Bett gehe, bete ich dieses kurze Gebet: ,Herr, wenn du möchtest, kannst du mich reinigen´ (die Worte, die der Aussätzige an Jesus richtet, Anm. d. R.) und spreche fünf Vaterunser, eines für jedes Wundmal Jesu, denn Jesus hat uns durch seine Wundmale gereinigt. Das mache ich, auch ihr könnt es bei euch daheim machen.“ Am Ende seiner Katechese lud er alle Anwesenden ein, gemeinsam mit ihm drei Mal zu sprechen: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“

Während seiner Ansprache erklärte er die tiefere Bedeutung der Reinigung, nach der der Aussätzige verlangt. Denn: „Dieser Mann verlangt nicht nur danach, geheilt zu werden, sondern gereinigt, das heißt, ganzheitlich wiederhergestellt zu werden, am Körper und im Herzen. In der Tat war die Lepra als Gottesfluch verschrien, von einer tiefgreifenden Unreinheit. Der Aussätzige musste sich von allen fern halten, er konnte nicht in den Tempel gehen und an Gottesdiensten teilnehmen. Fern von Gott und den Menschen. Was für ein trauriges Leben diese Menschen hatten!“

Doch um zu Jesus zu gelangen, bricht der Aussätzige die Regeln und betritt die Stadt. Als er ihn erreichte, so fuhr der Papst in seiner Katechese fort, warf er sich ihm zu Füßen und bat ihn um die Reinigung. „Alles, was dieser als unrein betrachtete Mann tut und sagt, ist Ausdruck seines Glaubens! Er erkennt die Macht Jesu, er ist sich sicher, dass dieser in der Lage ist, ihn zu heilen und dass alles von seinem Willen abhängt. Dieser Glaube ist die Kraft, die es ihm erlaubt, mit den Regeln zu brechen und die Begegnung mit Jesus zu suchen, und, indem er vor ihm niederkniet, ruft er ihn ,Herrn´“. Diese Episode des Evangeliums mache klar, dass nicht viele Worte nötig seien, um mit Jesus zu kommunizieren – eine kurze Bitte, und der Aussätzige wurde geheilt, betonte der Papst.

Die Ausgrenzung, der sich die Leprakranken damals ausgesetzt sahen, ähnele in Vielem der Ausgrenzung, die die Flüchtlinge heute in unserer Gesellschaft erlitten, so der Papst mit Blick auf die Flüchtlinge, die ihn an diesem Mittwoch zur Generalaudienz begleitet hatten. Auch die Berührung mit Armen, die um Almosen bitten, werde in der Regel vermieden, selbst wenn man großzügig Geld in den Hut werfe. Doch Jesus selbst hatte keine Scheu, gegen die herrschenden Gesetze einen Aussätzigen zu berühren: „Jesus lehrt uns, keine Angst davor zu haben, den Armen und Ausgegrenzten zu berühren, denn Er ist in ihnen präsent. Den Armen zu berühren, kann uns von der Scheinheiligkeit heilen und uns in Unruhe über seinen Zustand versetzen.“

(rv 22.06.2016 cs)








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