2016-06-20 10:39:00

UNO: Mehr Flüchtlinge als je zuvor auf der Welt


Noch nie seit Beginn der Zählungen gab es so viele Flüchtlinge wie heute. Bis Ende 2015 mussten mehr als 65 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, das sind fast sechs Millionen mehr als im Jahr davor. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt der neue Jahresbericht „Global Trends“ des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), der an diesem Montag veröffentlicht wurde, dem UNO-Weltflüchtlingstag. Die Zahl der Flüchtlinge entspricht damit ungefähr der Gesamteinwohnerzahl von Ländern wie Frankreich oder Großbritannien.

Die 65,3 Millionen entwurzelten Menschen teilen sich auf drei Kategorien auf: 21,3 Millionen Flüchtlinge in anderen als ihren Heimatländern, 40,8 Millionen Binnenvertriebene, also Flüchtlinge im eigenen Land, sowie 3,2 Millionen Menschen, die Ende 2015 auf die Entscheidung ihres Asylantrages warteten.

Insgesamt kommen mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge weltweit aus drei Ländern: Syrien, gefolgt von Afghanistan und Somalia. Die weitaus meisten pro Kopf leben im kleinen Libanon. Dort kommen auf 100.000 Einheimische 183 Flüchtlinge. In Jordanien sind es 87, zum Vergleich in Schweden 17. Die UN-Statistik zeigt deutlich, dass 90 Prozent aller Flüchtlinge Schutz in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen finden – außerhalb Europas. In absoluten Zahlen ist die Türkei mit 2,5 Millionen Ankömmlingen der größte Aufnahmestaat.

Der massive Anstieg der Flüchtlinge weltweit ist laut UNHCR vor allem auf die Konflikte und die desolate Situation im Nahen Osten zurückzuführen. 2015 ging der Syrienkrieg bereits ins fünfte Jahr und mit unverminderter Härte weiter. Bis Ende des Jahres hatte der Konflikt 4,9 Millionen Syrer zu Flüchtlingen und weitere 6,6 Millionen zu Binnenvertriebenen gemacht. Durch die Gewalteskalation im Irak wurden außerdem 4,4 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben und 250.000 Iraker zu Flüchtlingen.

2015 gab es neben der Nahost-Region in Afrika, südlich der Sahara, die meisten Fluchtbewegungen: Langzeitkonflikte wie im Südsudan und in der Zentralafrikanischen Republik oder neuere anhaltende Krisen wie in Nigeria und Burundi sorgten für Massenvertreibungen. 

Nach Hause zurückkehren konnten im vergangenen Jahr nur wenige Flüchtlinge. Laut UNHCR waren es etwas mehr als 200.000. 

Beim Angelusgebet am Sonntag hatte auch Papst Franziskus über den bevorstehenden Gedenktag gesprochen: „Flüchtlinge sind Menschen wie alle, aber der Krieg hat ihnen Haus, Arbeit, Familie und Freunde entrissen", sagte der Papst. „Ihre Geschichten und ihre Gesichter fordern von uns, dass wir den Einsatz für Frieden in Gerechtigkeit neu angehen. Darum wollen wir mit ihnen sein: sie treffen, sie aufnehmen, sie anhören. Damit wir zusammen nach Gottes Willen Handwerker des Friedens werden.“

(pm 20.06.2016 gs)








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