2016-06-16 11:24:00

Wim Wenders würdigt Papstenzyklika Laudato si'


Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Erscheinen der Umweltenzyklika „Laudato si’“ veröffentlicht der „Osservatore Romano“ ein kraftvolles Lob des deutschen Künstlers Wim Wenders auf das Schreiben von Papst Franziskus. „Ein persönlicher Brief“ ist der Beitrag in der Vatikanzeitung an diesem Donnerstag übertitelt – und das ist es. Er könne mit dem Lesen gar nicht aufhören, bekennt Wenders, der Text berühre ihn zutiefst. Aus seiner Sicht ist „Laudato si’“ „eines der wichtigsten Dokumente des 21. Jahrhunderts, sowohl wegen seines Autors Papst Franziskus als auch wegen des Themas: das unerträgliche Leid des Planeten“.

„Laudato si’“ lasse seine Leser verändert zurück, erklärt Wenders. Oft sei es ja so, dass man Umweltfragen zwar als wichtig anerkenne, dann aber angesichts der „Notlagen des Alltags“ wieder in den Hintergrund sinken lasse. „Diesmal ist es anders. Papst Franziskus hat euch, uns, mir vor allem eine Sache verdeutlicht: das Leid der Armen kann vom Leid des Planeten nicht losgelöst und als separat angesehen werden. Beides gehört zusammen und muss gemeinsam gelöst werden.“

Franziskus, sein Mitleid, seine Weisheit - und sein Tonfall

Jede der verschiedenen Organisationen kämpfe an einer bestimmten Front. „Nicht so Papst Franziskus und der Glaube, den er repräsentiert“, fährt Wenders fort. Ähnlich wie Franz von Assisi, dessen Namen der amtierende Papst gewählt habe, sei Franziskus „ein Mann Gottes voller Liebe, Mitleid und Weisheit“ mit einer bestimmten Sendung: „die Versöhnung des christlichen Glaubens mit der zeitgenössischen Wirklichkeit und ihren bennendsten Fragen: auf der einen Seite der Kampf gegen die Armut, auf der anderen jener gegen den Missbrauch der reichen Schätze des Planeten: sein Wasser, seine Luft, seine Pflanzen, seine Tieren, seine Ressourcen.“

Besonders, so hebt Wenders hervor, treffe ihn der Ton der Enzyklika von Papst Franziskus. „Die Art und Weise, wie er sanft in meine Sinne eindringt und mich langsam in seinen Bann zieht… Es ist nicht so, wie wenn man einen theoretischen oder pädagogischen Text liest, sondern es gleicht einem persönlichen Brief, den ein guter (und sehr kompetenter) Freund an mich richtet. Ich lese weiter und meine geradezu, die ruhige Stimme des Autors zu hören, eine Stimme, die nichts Pedantisches an sich hat. Weit entfernt vom Ton dessen, der einen Vortrag hält. Eher wie die Stimme eines Menschen, der laut denkt, die freundliche Stimme von jemandem, der seine Gedanken mit mir teilen will.“

Er vergesse geradezu, dass der Papst der Autor des Schreibens sei, so Wenders. Und: „Für einmal kannst du es nicht erwarten, einen kirchlichen Text mit Menschen zu teilen, die nicht glauben oder zu einem anderen Gott beten.“

Noch nie so deutlich als Christ hervorgetreten

Wim Wenders, geboren 1945 in Düsseldorf, gilt als einer der bedeutendsten lebenden Künstler Deutschlands. Er stammt aus einer katholischen Familie, prüfte vorübergehend eine Berufung zum Priester, begann mehrere Universitätsstudien und fand schließlich zum Film und zur Fotografie. Seine Faszination für transzendente Themen ist in seinem vielfach preisgekrönten Schaffen so konstant wie unaufdringlich präsent. Wenders ist zweifacher Ehrendoktor der Theologie, zum einen der Sorbonne in Paris, zum anderen der Universität Fribourg/Schweiz. Im Vatikan ist er kein Unbekannter. So führte er 2015 beim Eröffnungsgottesdienst des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit Regie für den Vatikansender CTV. So deutlich wie in seinem Text über „Laudato si“ ist Wenders noch nie als bekennender Christ hervorgetreten.

(or/rv 16.06.2016 cs)








All the contents on this site are copyrighted ©.