2016-06-11 14:15:00

Maria Magdalena: Amt einer Frau wird liturgisch wahrgenommen“


Das Amt einer Frau wird liturgisch wahrgenommen durch die Aufwertung von Maria Magdalena per Dekret. So beurteilt der Liturgiewissenschaftoler Klaus Peter Dannecker das jüngste Dekret der Gottesdienstkongregation. Auf der liturgischen Ebene ist sie nun den Aposteln gleichgestellt, denn ihr gebotener Gedenktag wurde zu einem Festtag erhoben, gab ein Dekret der Gottesdienstkongregation an diesem Freitag bekannt. Bereits Thomas von Aquin nannte Maria Magdalena als die „Apostolin der Apostel“. Über die Bedeutung dieser Entscheidung sprach Pia Dyckmans mit dem Professor der Liturgiewissenschaft an der Universität Trier, Klaus Peter Dannecker.

Radio Vatikan: Man spricht von einer Aufwertung der Rolle der Frau in der Kirche durch diese Aufwertung Maria Magdalenas. Ist das nur nette Symbolpolitik des Vatikan oder wird das theologisch auch Konsequenzen haben?

Klaus Peter Dannecker: „Die Politik, mit der Heilige gefeiert werden oder mit der auch Heiligsprechungen vorgenommen werden, die hat immer Auswirkungen auf bestimmte Vorgänge. Wenn man überlegt, wer wird heilig gesprochen, wer wird wie gefeiert, dann sind das immer sehr wichtige Aussagen, darüber was man denkt. Und es steht auch im Dekret drin, dass es darum geht, die Würde der Frau zu betonen, die Neuevangelisierung voran zu treiben und die göttliche Barmherzigkeit noch deutlicher in den Blick zu rücken. Das sind die drei Ziele, die auch im Dekret angegeben werden. Ich glaube, dass man das damit auch wirksam tun kann. Man darf auch nicht vergessen, das wird auch schon im Begleitbrief vom Sekretär Erzbischof Roche unterstrichen, dass das nichts neues ist, dass die Heilige Maria Magdalena schon lange verehrt wird. Man unterstreicht etwas, man hebt etwas hervor, was immer schon vorhanden war. Vielleicht in den letzten Jahrhunderten nicht so hervorgekehrt wurde, aber jetzt deutlicher ins Blickfeld rückt.“

RV: Sie sagen, mit Heiligsprechungen oder auch mit Aufwertungen von Heiligen, wie die von Marias „gebotenen Gedenktag“ hin zum „Fest“, werden bestimmte Aussagen getroffen. In welche Richtung wird man in Zukunft die Aufwertung Maria Magdalenas weiter ausdeuten? Wird das ein Grundstein für weitere theologische Überlegungen sein?

Dannecker: „Es wird in den Texten schon eine interessante Sache unterstrichen, auch in der Präfation. Da heißt es, dass Christus „et eam apostolátus offício coram apóstolis honorávit“, übersetzt heißt das, dass Christus gewürdigt hat, den Dienst der Apostolin vor den Aposteln wahrzunehmen. Im Lateinischen steht dort das Wort „offício“, dass kann mit „Amt“ übersetzt werden. Das Amt der Apostolin hat sie wahrgenommen. Es ist eine sehr interessante Aussage, dass das kirchlicherseits in einem liturgischen Text einer Frau zukommt. Ich will jetzt nicht spekulieren, wie sich jetzt die Amtsdiskussion weiterentwickeln wird, aber man beschreibt hier in einem liturgischen Text, dass eine Frau ein Amt wahrnehmen kann. Das ist zumindest mal ein Hinweis, dass man bereit ist, etwas wahrzunehmen oder etwas mit diesem Wort zu beschreiben, was einmal da war.“

RV: Es fing schon mit Thomas von Aquin an, der sie „die Apostolin der Apostel“ nannte. Also könnte man sagen, dass jetzt etwas, was schon lange Tradition ist, Maria Magdalena als Apostolin zu ehren, nun auch liturgisch festgehalten wird und dies vielleicht auch in der Amtsdiskussion Konsequenzen haben könnte?

Dannecker: „Weil es in der Präfation nicht nur Apostolin heißt, sondern das „Amt des Apostels“, das „offícium apostolátus“ hat sie wahrgenommen. Sie ist nicht nur Apostolin, sondern sie nimmt sogar das Amt des Apostels wahr. Das ist ein kleiner Unterschied. Vielleicht ist das eine Tür, die man da aufmacht und wenn es nur – und das kann man sofort sagen – eine Würdigung der Verkündigung vieler Frauen ist, die ihren Glauben an ihre Kinder weitergeben. Ich denke, dass die meisten Menschen ihren Glauben von ihrer Mutter oder von ihrer Großmutter übernommen und kennengelernt haben, viel weniger vom Vater. Allein wenn man das schon ernst nimmt und sagt, dass das ein Amt ist. Dann ist das ein ganz wichtiger Schritt der Würdigung.“

RV: Also darf man auch hier die Diskussion um das Amt nicht auf die Begriffe Diakon oder Priestertum verengen?

Danncker: „Ich würde das hier nicht drin sehen. Man könnte das so auslegen, aber da schaut man schon sehr weit in die Glaskugel hinein. Ich würde das erst einmal wertneutral so stehen lassen. Und sagen, dass ist ein Amt, was die Maria Magdalena dort wahrgenommen hat, womit man dann auch würdigen kann, was viele Frauen jetzt schon tun und das vielleicht in ein Amt für die Frauen münden könnte. Ob das jetzt das Diakonat oder das Presbyterat ist, ist wieder eine ganz andere Diskussion.“

(rv 11.06.2016 pdy) 








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