2016-05-30 11:08:00

Papst zu Jugendlichen: Dialog hat nur Gewinner


Vertreter von mehr als 40 Universitäten aus der ganzen Welt haben Papst Franziskus an diesem Sonntagnachmittag in der Audienzhalle getroffen. Sie hielten sich im Rahmen eines Seminars der Stiftung Scholas Occurrentes, die Jorge Mario Bergoglio während seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires selbst ins Leben gerufen hatte, im Vatikan auf. Das Seminar hatte zum Thema: „Zwischen Schule und Universität, eine Mauer oder eine Brücke“. Während der Audienz war Papst Franziskus ganz in seinem Element und plauderte ungezwungen mit den jungen Leuten und ihren Begleitern über seine Gefühle bei der Papstwahl, die Notwendigkeit des Dialogs für ein friedliches Miteinander und darüber, wie viele verschiedene Gesichter Gewalt in unserem Leben einnehmen kann.

Dank für Beitrag zur grenzüberschreitenden Kommunikation

Es war ein munteres Treffen zwischen dem Papst und den jungen Leuten, die im Rahmen eines Seminars der Stiftung Scholas Occurrentes seit Freitag im Vatikan tagten. Freihändig beantwortete Franziskus Fragen und gewährte dabei Einblicke in seine Gefühlswelt. Besonders würdigte er den integrativen Charakter der Stiftung, die Universitäten aus der ganzen Welt vereinigt und ihren Beitrag zu einer umfassenden Kommunikationskultur, die eine Herausforderung in der heutigen Welt darstelle: „Wenn die Völker getrennt sind, trennen sich auch die Familien und die Freunde: in der Trennung findet man nur die Feindschaft, gemeinsam mit dem Hass; wenn man sich hingegen vereint, dann schenkt man solidarische Freundschaft, brüderliche Freundschaft; und man schafft eine Kultur des Zusammenkommens, die sich vor jeder Kultur der Ausgrenzung bewahrt. Danke dafür und für das, was ihr damit macht.“

Er gestand den jungen Leuten, er hätte selbst nie damit gerechnet, zum Papst gewählt zu werden, das sei für ihn eine große Überraschung gewesen. „Doch von diesem Moment an hat Gott mir einen großen inneren Frieden geschenkt, der noch heute andauert. Und das trägt mich voran. Das ist die Gnade, die ich erhalten habe. Andererseits bin ich auch von Natur aus ein wenig leichtsinnig und deshalb mache ich weiter.“ Die jungen Leute quittierten diese Bemerkung des Papstes mit spontanem Applaus.

Ein Hauch von Hollywood

Bei dem Treffen fehlte neben der familiären Atmosphäre auch nicht ein Hauch von Glamour, den die Hollywood-Stars George Clooney (mit Ehefrau Amal), Salma Hayek und Richard Gere in die kleine Synodenaula des Vatikans trugen. Sie nahmen bei dem Treffen mit dem Papst einen Preis für ihren Einsatz für junge Menschen in der Peripherie entgegen.

Gegen jede Art von Intoleranz und Ausgrenzung sprach sich der Papst sehr deutlich aus. Es sei unbedingt notwendig, so mahnte er die jungen Menschen, anderen durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu einer Identität zu verhelfen. Diese Gruppe könnte auch bloß „virtueller Art“ sein, so der Papst mit Blick auf sechs Blogger der Internetplattform Youtube, die bei der Audienz anwesend waren. Besondere Rücksicht sollte dabei auf Mediennutzer genommen werden, die sich verloren fühlten, so sein Appell: „Deshalb ist es dringend notwendig, diese Zugehörigkeit zu bieten, welcher Art diese auch immer sein möge, damit man sich einer Gruppe, einer Familie oder einer Organisation angehörig fühlen könne: und das gibt Identität.“

Diese Zugehörigkeit solle sich aber nicht in Worten erschöpfen, sondern müsse mit konkreten Gesten, und sei es nur einem Lächeln, gefördert werden. Dies helfe gegen Gewalt, wie sie in vielfältigen Formen vorkommen kann – selbst die in Schulen verbreiteten Rangeleien und Mobbing-Attacken seien eine Art von Gewalt, die mit Grausamkeiten wie Kriegen gleichgesetzt werden könne: „Eine Ordensschwester aus einem afrikanischen Land, in dem Krieg wütet, hat mir ein Foto geschickt, ich habe es hier bei mir… Bis wohin geht die Grausamkeit des Krieges? Ein Kind mit aufgeschnittener Kehle. Ein Kind! Können wir das verstehen? Wenn man das macht, kann man dann nicht auch das andere machen? Es ist die gleiche Grausamkeit gegen ein Kind, das diese dann gegen ein anderes richtet…“

Dialog kennt nur Gewinner

Es sei letztlich nur der Dialog, der aus der Spirale der Gewalt führen könne und keinen zurück lasse, so der Papst: „Im Dialog gewinnen alle, keiner verliert. Im Streitgespräch hingegen gibt es einen, der gewinnt, und einen, der verliert - oder vielleicht verlieren sogar beide. Der Dialog ist Zärtlichkeit, die Fähigkeit zuzuhören, sich an die Stelle des anderen zu versetzen, Brücken zu bauen.“

Während des Treffens wurden gleich mehrere Ankündigungen gemacht: So wird es in Kürze ein neues Buch von Papst Franziskus geben. Über eine digitale Plattform können Fragen der jungen Leute an den Papst eingereicht werden. Aus den Antworten soll dann das Buch zusammengestellt werden, das Ende des Jahres zunächst auf Italienisch bei Mondadori erscheinen soll. Außerdem wird es ein neues Fußballspiel für den Frieden geben. Am 10. Juli findet es in Argentinien statt. Aus dem Heimatland von Papst Franziskus gab es eine weitere gute Nachricht für Scholas Occurrentes: es sei ein Gesetzesvorhaben in Arbeit, das die Arbeit der argentinischen Stiftung erleichtern soll.

(rv 30.05.2016 cs)








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