2016-05-29 09:00:00

Heiliges Land: Hass und Solidarität mit Christen


Weit gereist ist ein besonderer Teilnehmer des Katholikentags: Pater Nikodemus Schnabel von der Benediktinerabtei Dormitio aus Jerusalem ist zum ersten Mal beim Katholikentag dabei und selbst überrascht, wie gut es ihm bei dem Treffen hier in Leipzig gefällt, wie er sagt. Als „unglaublich spannend und intensiv“ beschreibt er die Begegnungen am Stand des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande, bei dem er mitwirkt. Mit unserer Kollegin Pia Dyckmans sprach er über die Situation der Christen im Heiligen Land, die zum einen Solidarität, zum anderen aber auch Hass erfahren. 

Es gibt zwei Fragen, die Nikodemus Schnabel beim Katholikentag immer wieder gestellt bekommt. Eine eher persönliche, die das Kloster Tabgha betrifft, wo es kürzlich den großen Brandanschlag gab mit 1,6 Millionen Euro Schaden und zwei Menschen ins Krankenhaus mussten. „Da kommt immer die Frage: ‚Wie sieht es denn da aus, habt ihr denn Tabgha schon wieder aufgebaut? Wie sieht die Finanzierung aus?’“

Das zweite große Thema am Stand vom Heiligen Land ist gewissermaßen Reiseberatung. Viele Menschen fühlen sich zum Land der Bibel hingezogen, wollen dorthin pilgern, wo Jesus geboren wurde, gestorben und wieder auferstanden ist. Doch angesichts der zunehmenden Gewalt auch gegenüber Christen vor Ort kommt immer wieder die Frage nach der Sicherheit. Schnabel versucht dann, den Menschen die Angst zu nehmen:

„Ich ermutige dazu. Natürlich bin ich kein Sicherheitsexperte, wer es ganz genau wissen will, kann sich auch an das Auswärtige Amt wenden. Dort gibt es Reise- und Sicherheitshinweise, die von sehr kompetenten Leuten erstellt werden. Aber auch bei Reisegesellschaften wie ‚Biblisch Reisen’, ‚Deutscher Verein vom Heiligen Land’, ‚Bayerisches Pilgerbüro’, arbeiten ja professionelle Leute, die das seit Jahrzehnten machen und die wissen ganz genau, was sie mit einer Gruppe machen können und was nicht. Die gehen auch kein Risiko ein. Das beste Argument ist immer: Seit der Gründung Israels 1948 ist noch nie eine Pilgergruppe zu Schaden gekommen.“

Die Messerattacken, von denen auch in den Medien in jüngster Zeit immer wieder zu hören war, richten sich auch nicht gegen Pilger, sondern gegen nationalreligiöse Juden, weiß Schnabel. „Ich sag auch immer gerne den flapsigen Satz: ‚Pilger sind heilige Kühe, die gerne von allen Seiten gemolken werden, aber nicht geschlachtet.“

Vom Heiligen Land in die Diaspora nach Ostdeutschland – ein Kulturschock ist das für Schnabel dennoch nicht, sagt er. Im Gegenteil: Eine Gemeinsamkeit liege gerade in der Minderheitensituation der Christen. Schließlich liegt der Anteil der Christen im Heiligen Land bei gerade einmal 2 Prozent. Anfeindungen erlebt er hier auch weniger als in Jerusalem, sagt Schnabel:

„Wenn ich im Heiligen Land vor die Türe gehe, gibt es auch sehr viel positiven Austausch, gerade nachdem uns jetzt diese Angriffe widerfahren sind. Da wird dann der Satz geprägt: ‚Ein Jerusalem ohne einen Mönch ist nicht mehr mein Jerusalem’. Aber es gibt auch viele Leute, die vor mir ausspucken und sagen, ‚Geht zurück nach Italien’, und wirklich Hass gegen uns verbeiten. Das habe ich hier noch nicht erlebt. Hier habe ich ausschließlich positive Begegnungen, zum Teil auch sehr belustigte, die sagen: ‚Ach, du hast aber ein spannendes Regencape an’. Dann sage ich: ‚Nein, das ist was anderes, ich bin Mönch.’ Ich fühle mich sehr entspannt, wenn ich hier durch Leipzig gehe und in Jerusalem ist das nicht immer so.“

 

(rv 28.05.2016 cz)








All the contents on this site are copyrighted ©.