2016-05-27 12:06:00

Israel: Christliche Schulen vor dem finanziellen Kollaps


Durch das Ausbleiben einer versprochenen Ausgleichszahlung des israelischen Staates stehen die christlichen Schulen in Israel vor dem finanziellen Abgrund. Etwa 12 Millionen Euro sollten die klammen Institute durch den Staat erhalten, doch etwa zwei Monate nach Ablauf der vereinbarten Frist sind die Gelder noch nicht geflossen. Wie Giacinto-Boulos Marcuzzo, Patriarchalvikar von Jerusalem, gegenüber der Nachrichtenagentur Asianews betonte, riskierten die 47 betroffenen Schulen nun sogar die Schließung. 33.000 Schüler christlichen, muslimischen, jüdischen und drusischen Glaubens verlören damit ihre Schulen.

Pater Abdel Masih Fahim ist der Generalsekretär des für die christlichen Schulen zuständigen Büros der Bischofsversammlung im Heiligen Land. Gegenüber Radio Vatikan fordert er das zuständige Ministerium nachdrücklich dazu auf, seinen Verpflichtungen nachzukommen: „Sie schieben bürokratische Gründe für das Ausbleiben der Zahlungen vor, aber das ist kein guter Grund dafür, den 47 Schulen die in einem unterzeichneten Abkommen zugesprochene Summe nicht zu überweisen.“

Das Ultimatum endete am vergangenen 31. März, doch bislang sei noch nicht einmal ein Teil der Summe bezahlt worden, die sich auf 50 Millionen Shekel (etwa 12 Millionen Euro) beläuft. In den vergangenen sechs Jahren sind die staatlichen Zuschüsse um etwa 45 Prozent gekürzt worden, was nun in der finanziellen Schieflage der Schulen resultiert. Das wiederholte Angebot der staatlichen Autoritäten war es, die privaten christlichen Schulen in das staatliche System zu integrieren, was jedoch die identitätsstiftende Komponente der Schulen empfindlich untergraben hätte, sind sich die Betreiber sicher: „Das können wir keinesfalls akzeptieren. Das ist ein Vorwand, um unsere Schulen zu konfiszieren, denn damit hätten sie das Recht, die Schulen 24 Stunden lang nach Gutdünken des Rathauses zu nutzen. Der Bürgermeister jeder Stadt könnte die Schule wann und wie er will nutzen, zu politischen, sozialen oder sonstigen Zwecken. Außerdem könnten wir nicht die Direktoren oder Lehrer je nach der Spiritualität der Schulen aussuchen, sondern jeder Lehrer könnte eingesetzt werden, und das hieße, keinen Unterschied zu den staatlichen Schulen zu haben“, erklärt der Generalsekretär.

Etwa 55 Prozent der Schüler sind Christen, die anderen gehören dem muslimischen, drusischen und jüdischen Glauben an. Es sei vor allem das hohe Niveau der Schulen und die dort gelebte und gelehrte Ethik, die sie von den staatlichen Schulen abhebe, so Pater Fahim. Sein Appell an die Regierung: „ Anstatt unseren christlichen Schulen Steine in den Weg zu legen, wollen wir genauso wie die anderen behandelt werden, denn es gibt Schulen, die mehr Rechte als wir haben, obwohl sie zu 100 Prozent finanziert werden gegenüber den 34 Prozent, die wir erhalten. Eigentlich sollten wir 75 Prozent erhalten! Die versprochene Summe sollte diese Schieflage wenigstens für dieses Jahr etwas ausgleichen. Wir fordern Gleichheit des Erziehungssystems, Gleichbehandlung, was die Rechte der Lehrer angeht, und Gleichbehandlung für unsere Schulen im Zusammenhang mit unserer Identität.“

Angesichts des möglichen finanziellen Zusammenbruchs fordern die christlichen Schulen nun neben der Zahlung der versprochenen Leistungen auch die Festlegung eines jährlichen staatlichen Zuschusses. Andernfalls solle ein neuer juridischer Status der christlichen Schulen in Israel festgelegt werden, der diesen mehr Freiheit bei der Beschaffung der finanziellen Mittel zur Deckung der Kosten gewähren könnte. Seit 400 Jahren seien die christlichen Schulen im Heiligen Land präsent und hätten schon viele Krisen überstanden, macht sich der Vikar mit Blick auf das unsichere kommende Schuljahr Mut: „Die Krisen lassen uns nicht unsere Schulen schließen! Und wir glauben, dass wir diese Krise lösen und die Freiheit haben können, zu lehren.“

(rv/fides 27.05.20146 cs)








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